102 Auf den Kriegsschauplätzen
Truppe gerrennt:: Ssweit sie sich der Kriegsgefangenschaft entzogen,
wurden sie, ebenso wie unzählige junge Leute, die im Laufe des Krieges
das wehrpflichtige Alter erreichten, mit Hilfe der Einwohner über Bel-
gien und Holland wieder an die feindliche Front befördert und wurden
wertvolle Berichterstatter für den französischen Nachrichtendienst. Als
das Große Hauptquartier am 28. September 1914 nach Charleville
verlegt wurde, ging die Meldung ein, in den Wäldern von Rocroi befinde
sich ein ganzes Zuavenregiment und fouragiere und requiriere in den
umliegenden Dörfern. Erst Ende November gelang es, diese Verspreng-
ten zu umstellen. Bei Signy le Petit kapitulierte zwar kein Regiment,
aber immerhin eine kriegsstarke französische Kompagnie mit 2 Offi-
zieren und 223 Mann und 4 Engländern in Uniform und voller Aus-
rüstung. Der Kaiser war in den zwei Monaten vielemal im Kraftwagen
durch diese Wälder gefahren.
Die Spionageabwehr auf dem Kriegsschauplatz war vorwiegend Be-
amten der elsaß-lothringischen Polizei übertragen, die den Armee-Ober-
kommandos als Kommissare zugeteilt wurden. Vertraut mit der fran-
zösischen Sprache und dem französischen Nachrichtendienst im Frieden
leisteten sie gute Dienste. Aber selbst bis in ihre Reihen hinein hatte
der französische Nachrichtendienst Fuß gefaßt. Während des ganzen
Krieges hat der Polizeikommissar Waegele vom Großen Hauptquar-
tier, durch seine Stellung vor jedem Verdacht geschützt, mit ihm in
Verbindung gestanden. Jetzt ist er zum Lohn in den französischen Staats-
dienst eingestellt. Was an Personal der Polizei auf dem Kriegsschau-
platz sonst zur Verfügung gestellt werden konnte, war zwar zuverlässig,
aber weder sprachkundig, noch erfahren in der Spionageabwehr, auch
sonst nicht vorbereitet für die zu lösenden Aufgaben. Es gab Polizei-
kommissare, die mit Kniehosen und Wadenstrümpfen, im Lodenhut mit
Gemöobart antraten und glaubten, in dieser Ausrüstung in Frankreich
bei der „geheimen“ Feldpolizei Erfolg haben zu können. Diese Außer-
lichkesten waren schnell abzustellen. Mühselig aber blieb die Ausblldung.
Der Feind war auch hierin weit überlegen. Er hatte in seiner Spezial-
polizei eine über ganz Frankreich verbreitete, mit der Spionage im Frie-
den vertraut gewordene Polizeitruppe. Dennoch war es der erste Erfolg
der deutschen Abwehr, daß bereits im Frühjahr 1915 das ganze auch
auf französischem Boden vorbereitete Nachrichtensystem durch die deutsche
Feldpolizei unschädlich gemacht war.