Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

108 Auf den Kriegsschauplätzen 
Verbündeten zu brechen. Sie können uns nicht hindern, den Sieg davon- 
zutragen, und dieses niederträchtige Volk, den Feind der menschlichen 
Rasse, für immer zu vernichten.“ 
Auf diesem Wege wurden der deutschen Heeresleitung viele Aus- 
brüche des Hasses und der Entschlossenheit zum Kampf bis zu Deutsch- 
lands Vernichtung bekannt. Daß ihr Denken deshalb andere Wege gehen 
mußte, als das der Politiker in der sicher behüteten Heimat, die an Ver- 
ständigung und an Ubertreibungen durch die militärischen Behörden 
glaubten, wenn ihnen diese Beweise der wahren Gesinnung des Gegners 
zur Kenntnis gebracht wurden, ist klar. 
Den Brieftauben haftete eine gewisse Empfindlichkeit an. Sie waren 
der Gefahr ausgesetzt, umzukommen, wenn sie nicht bald aufgefunden 
wurden. Infolgedessen ging der Feind gleichzeitig dazu über, Melde- 
ballons abzuwerfen. Diese hatten einen Durchmesser von 60 cm und 
bestanden aus Seidenpapier in blaßbläulicher, der Luft angepaßten 
Schutzfarbe. Sie konnten an jeder Gasleitung gefüllt werden. Die ab- 
geworfenen Pakete enthielten ein bis drei solcher zusammengefalteten 
Ballons mit eingehender Unterweisung für ihre Verwendung. Häufig 
waren noch chemische Mittel beigefügt, damit der Finder an Ort und 
Stelle Gas zur Ballonfüllung herstellen konnte. Ein Nachteil gegen 
die Brieftaubenspionage war es, daß die Ballons nur bei günstigem 
Winde aufgelassen werden konnten. 
Schließlich ist noch zu erwähnen, daß der Gegner die Bevölkerung im 
Rücken des deutschen Heeres in gleicher Weise durch Abwurf auch mit 
Funkentelegraphenapparaten ausstattete. Es waren dies ungedämpfte 
Sender neuester Konstruktion der Marconiwerke mit vier Akkumulatoren, 
Vierhundert-Volt-Trockenbatterien und 30 m langen Antennen, womit 
Nachrichten auf 50 km Entfernung gefunkt werden konnten. Den Pa- 
keten war außer dem sonst üblichen Material eine Anleitung zum Chiff- 
rieren beigefügt. Mehrfach meldeten die deutschen Feldfunkenstationen, 
daß kleine Stationen im Luftraum arbeiten müßten. Dennoch sind ab- 
geworfene Funkenapparate zwar mehrfach gefunden, in Tätigkeit aber 
niemals festgestellt worden. 
Ungeachtet der großen Gefahr für die friedliche Bevölkerung im 
besetzten Frankreich, reizte die eigene Kriegführung sie rücksichtslos 
durch beigefügte Aufrufe nachfolgender Art zur Betätigung in der 
Spionage an:
	        
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