16 Kriegsvorbereitung
suchten. Aufgehetzt, verhielten die polnischen Bevölkerungsteile sich ab-
lehnend, fast feindselig gegen den preußischen Offizier, wenn ich bei
Durchführung der dienstlichen Aufgaben vielfach mit ihnen in Be-
rührung kam.
Im fernen Osten rang das aufstrebende Japan mit Rußland um die
Vorherrschaft auf dem asiatischen Kontinent. Weitab von seinem deut-
schen Lehrmeister erstritt das japanische Heer den Sieg über das
russische. In der Hand eines entschlossenen Volkes wurden deutsche
strategische und taktische Grundsätze, sowie die neuesten Errungenschaften
der Kriegstechnik angewandt und zum ersten Male durch zwei mili-
tärische Großmächte erprobt. Der deutsche Generalstab nahm die
Kommandierung deutscher Offiziere nach Japan in Aussicht, um sich
die Kriegserfahrungen des japanischen Heeres zu erschließen. Unter
den zunächst zur Erlernung der japanischen Sprache ausgewählten Offi-
zieren befand auch ich mich. In anderthalbjährigem Studium auf dem
orientalischen Seminar und in privater Arbeit mit den trotz des Krieges
zahlreich in Deutschland anwesenden Japanern erreichten wir es, die
japanische Sprache und Schrift für das Notwendigste ausreichend zu
lernen. Von den Kameraden um das Hinausgehen in die Welt be-
neidet, traten drei von uns das Kommando zur japanischen Armee an.
Ihre Aufgabe stellte sich später als nicht beneidenswert heraus. Weder
fanden sie im japanischen Offizierkorps besonders herzliche Aufnahme,
noch gestattete man ihnen, ganz im Gegenteil dazu, wie die zahlreichen
japanischen Offiziere vordem in Deutschland aufgenommen und gefördert
worden waren, einen wirklichen Einblick.
Ich als einziger verheirateter unter den in der japanischen Sprache
ausgebildeten Offizieren erhielt eines Tages die kurze Mitteilung, daß
meine Kommandierung nach Japan nicht in Frage komme und daß ich
das Studium der Sprache einstellen solle. Die zwecklose, angestrengte
Arbeit in anderthalb Jahren war selbst für die Selbstlosigkeit eines
preußischen Offiziers eine harte Sache. Mein Abteilungschef, Oberst
von Lauenstein, ehemals Militärattaché in St. Petersburg, tröstete mich
mit einer neuen mir zugedachten Aufgabe. Ein Nachrichtendienst gegen
Rußland, das sofort nach dem an Japan verlorenen Kriege seine Rü-
stungen gegen Deutschland richtete, sei notwendig. Ich solle als erster
beim Generalstab ausgebildeter Offizier zu einem Generalkommando im
Osten kommandiert werden und den Versuch unternehmen, einen Nach-