26 Kriegsvorbereitung
Die Leichtigkeit der Spionage in Deutschland steigerte den Eifer aller
ihrer Organe, die neben hohem Gewinn ehrenvolle Auszeichnungen er-
hielten. Im Gegensatz zum russischen Nachrichtendienst zahlte der fran-
zösische erhebliche Beträge und erzielte damit große Erfolge, die der
russische mehr seinem Draufgängertum ohne Rücksicht auf Menschen-
schicksale verdankte. Aber auch der französische Nachrichtendienst ließ
sich zum Leichtsinn verleiten. Auch seine Offiziere schreckten nicht vor
persönlicher Betätigung auf deutschem Boden zurück. Im Dezember
1910 wurde ein Nachrichtenoffizier aus Belfort, Kapitän Lux, verhaftet,
als er der Anziehungskraft der Werft des Grafen Zeppelin in Friedrichs-
hafen und dem Ehrgeiz, die gewünschten Feststellungen selbst auszu-
führen, nicht widerstehen konnte. Von den deutschen Gerichten zu
ritterlicher Haft in der oberschlesischen Festung Glatz verurteilt, ent-
wich er von dort mit Hilfe von Organen des französischen Nachrichten-
dienstes im Osten Deutschlands und in Böhmen. Es zeigte sich, daß
Frankreich längst vor dem Kriege auch dort bereits Fuß gefaßt hatte.
Umgekehrt tauchte auch der russische Nachrichtendienst in enger Anleh-
nung an den französischen im Westen Deutschlands auf. Jur Leitung
wurde eine besondere Zweigstelle in der Schweiz unter hohen Offizieren
errichtet, die sich fernab von Rußland besonders sicher fühlten und
mit ihren reichen Mitteln um sich warfen. Ihre Tätigkeit war deshalb
bald fast restlos bekannt, der Schaden, den sie Deutschland zufügten,
nicht groß.
Aber auch sonst war die Schweiz, Belgien, Holland und Luremburg
seit langem ein Tummelplatz des gegen Deutschland arbeitenden und
seit lg## sich gegenseitig unterstützenden Nachrichtendienstes der Entente.
Diese Länder boten seinen Beauftragten einen angenehmen abwechslungs-
reichen Aufenthalt und ihren Agenten bessere Möglichkeit zu unauffäl-
ligen Reisen nach Deutschland. Indem die Leitung der Spionage immer
mehr in die neutralen Länder verlegt wurde, wurde die eigene Bevölke-
rung geschont und wurden die Spione immer mehr unter der Bevölke-
rung dieser Länder geworben.
In der Schweiz unterhielt Frankreich das größte Spionagebureau.
Es befand sich in Genf und stand zunächst unter Leitung des Haupt-
manns Larguier, später unter der des Oberstleutnant Parchet. Es be-
schäftigte rund g0 Personen. Basel war jahrzehntelang Sitz einer fran-
zösischen Hilfsnachrichtendienststelle gegen Süddeutschland. Dort wurde