40 Kriegsvorbereitung
aufs Spiel zu setzen. Ohne amtliche Unterstützung konnte der General-=
stab aber einen Nachrichtendienst im Ausland auf deutschen Kräften
nicht ausbauen. Die Deutschen im Ausland haben im Krieg dem ge-
ringen Vertrauen der deutschen Auslandsvertreter zum Teil widersprochen.
Ihre Bemühungen, dem bedrängten Vaterland und seiner militärischen
Führung zu helfen, waren aber wertlos, weil sie ohne Anleitung er-
folgten und wurden gerade deshalb für viele verhängnisvoll.
Der Entente-Nachrichtendienst bedrohte gleichmäßig Deutschland,
OÖsterreich-Ungarn und Italien. Die gemeinsame Gefahr führte zu ge-
meinsamer Abwehr. Zwischen dem österreichischen und dem deutschen
Generalstab bestand im geringen Umfang seit 1910 auch ein Austausch
der über Rußland eingehenden Nachrichten. Zwischen deutschem und
italienischem Nachrichtendienst bahnten sich Beziehungen in bezug auf
Frankreich erst 1914 an. Im Mai dieses Jahres war ich auf Ein-
ladung des italienischen Generalstabs zur Aussprache hierüber in Rom.
Meine Aufnahme ließ ehrliche Freundschaft im italienischen General-
stab erkennen. Besonders vertrat der Generalstabschef, General Pollio,
und seine Abteilungschefs diese Auffassung.
Die Beziehungen zwischen österreichischem und italienischem General-=
stab waren dagegen gespannt und dauernd durch einen Nachrichtendienst
gefährdet, den beide gegeneinander unterhielten. Von einer Einheitlich-
keit des Nachrichtendienstes im Dreibund im Vergleich mit dem der
Entente konnte also nicht gesprochen werden.
Die andauernd politischen Krisen der Vorkriegszeit waren für den
jungen deutschen militärischen Nachrichtendienst eine gute Schule. Die
Dislozierung des russischen und französischen Heeres, ihre Bewaff-
nung, Ausbildung und Ausrüstung, der Ausbau des Festungssystems
und des strategischen Bahn= und Straßennetzes, sowie der voraussicht-
liche Aufmarsch der beiden Heere war im deutschen Generalstab beim
Ausbruch des Weltkrieges bekannt.
Weil sich im militärischen Nachrichtendienst die Tatkraft des General=
stabs selbständig entfalten konnte, war also trotz aller Hindernisse und
Einschränkungen ein Erfolg möglich gewesen. Anders in der Spionage-
abwehr. Den vereinten Warnungen und Forderungen des Generalstabs