Full text: Geheime Mächte - Internationale Spionage und ihre Bekämpfung im Weltkrieg und heute.

Kriegsnachrichtendienst in den neutralen Ländern 67 
schen Nachrichtendienstes in Holland weitaus planmäßiger und für 
Deutschland gefährlicher als die in der Schweiz. Das Verdienst ge- 
bührt dem russischen Militärattachs, Oberst de Maier im Haag, der 
sich persönlich hervorragend am Nachrichtendienst beteiligte. Sein Bei- 
spiel wirkte auf die Vertreter Rußlands in Holland, die ihn erfolgreich 
unterstützten. Ihm fielen in der Hauptsache die militärischen Erkun- 
dungen im Inneren Deutschlands zu, während er sich für den westlichen 
Kriegsschauplatz und für die Marine weniger interessiert zeigte. Von 
Nutzen war dem russischen Nachrichtendienst bei seinen Aufgaben, daß 
er bereits vor dem Kriege umfangreiche Beziehungen von Holland aus 
in Deutschland geknüpft hatte. 
Die Arbeitsteilung zwischen den Nachrichtendiensten der verschiedenen 
Großmächte der Entente war in Holland auf das Zweckmäßigste durch- 
geführt. 
Die nordischen Reiche 
In den nordischen Reichen herrschte der englische Nachrichtendienst, 
und zwar nicht nur in der Weise, daß er Nachrichten über Deutschland 
einzog, sondern auch derart, daß er Dänemark, Schweden und Nor- 
wegen auf das genaueste im Sinne der Wirtschafts= und Handels- 
spionage überwachte. Die Träger dieses wirtschaftlichen Nachrichten- 
dienstes waren die englischen Konsuln, deren Jahl sich zu Beginn des 
Krieges wesentlich steigerte. So vergrößerte sich das Generalkonsulat 
in Gothenburg von einem Berufskonsul im Frieden auf sieben im 
Kriege. In Norwegen war auch im Frieden nur einer, im Kriege aber 
33 englische Berufskonsuln, daneben noch 25 Vizekonsuln angestellt, 
deren einzige Aufgabe die Feststellung der Wirtschaftslage Deutschlands 
und die Unterbindung jeden Handelsverkehrs nach Deutschland war. 
Nur Schweden bemühte sich, sich dem Eindringen dieser Spionage zu 
widersetzen. Dennoch hat sich auch dort unter dem englischen Militär= 
attachs die Militär= und Marinespionage und unter dem Generalkonsul 
die Handels= und Wirtschaftsspionage lebensfähig erhalten. Dänemark 
war wegen der Landgrenze zu Deutschland der Vorort für rein mili- 
tärische Feststellungen. Auch hier wie in Christiania lagen diese in der 
Hand des englischen Militär= und Marineattachés. 
Frankreich entwickelte eine eigene Spionagetätigkeit in den nordischen 
Reichen in enger Anlehnung an den englischen Dienst. Es äußerte sich 
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