Auf den Kriegsschauplätzen 81
mit blieb als Beweggrund wirklich arbeitsfreudiger Spione nur der
Geldgewinn übrig. Aber gerade dieser veranlaßte sie, gern beiden Seiten
ihre Dienste zu leihen und von beiden Geld zu verdienen.
Ganz falsch ist die im Kriege auch an der deutschen Ostfront vielfach
verbreitet gewesene Ansicht, daß die Polen eine ausgedehnte Spionage zu-
gunsten der Russen geleistet hätten. Der Pole verhielt sich mit Ausnahme
der Intelligenz in den Städten und der Gutsbesitzer zunächst neutral, und
versuchte in keiner Weise, den Deutschen zu schaden. Erst als die Selb-
ständigkeit Polens winkte, entwickelte sich eine polnische Spionage und
ein eigener polnischer Nachrichtendienst, der aber nicht den Russen zugute
kam, sondern vielmehr polnischen Zwecken diente und der Verbindung
mit den im Auslande, besonders in Amerika befindlichen Polen und mit
den Regierungen der Ententemächte suchte.
Die russischen Juden betrachteten auch im Kriege die Spionage in
erster Linie als ein Geschäft. Irgendwelche innere Teilnahme am Kriege
fehlte ihnen. Ihre Sympathien lagen daher, obgleich es ihnen politisch
und religiös unter der deutschen Besetzung besser erging als unter der
russischen Herrschaft, mehr auf russischer als auf deutscher Seite. Eine
ergötzliche Mischung von Geschäftssinn und nationaler Gleichgültigkeit
zeigte ein Vorfall an einer deutschen Frontstelle innerhalb des öster-
reichischen Befehlsbereichs, der auch charakteristisch war für die Zustände
auf russischer Seite. Ein als Spion entsandter Jude erschien in Beglei-
tung mehrerer Überläufer, denen er als Führer gedient hatte. Er erbot
sich, das Manöver zu wiederholen. Für jeden Uberläufer in voller Aus-
rüstung und Bewaffnung, den er bringen würde, wurde ihm eine ver-
hältnismäßig hohe Belohnung zugesichert. Tatsächlich erschien er nach
einigen Tagen, begleitet von einer größeren Zahl russischer Soldaten.
Als ihm die versprochene Belohnung gezahlt werden sollte, wehrte er sie
mit den Worten ab: „Ich danke schön, die Herren haben schon bezahlt.“
Von der Erfolglosigkeit ihrer Spionage durch die Front überzeugt,
stellten die Russen sie sehr bald ein. Im Sommer lo#s wurde ein Be-
fehl des Oberbefehlshabers der Westfront, Generals Ewert, erbeutet,
in dem dieser den völligen Zusammenbruch des russischen Nachrichten-
dienstes auf dem Kriegsschauplatz feststellte.
Um so wichtiger wurde für die russische Heeresleitung der im neutralen
Ausland gegen Deutschland arbeitende Nachrichtendienst. Eine wesentliche
Unterstützung erhielt dieser dadurch, daß Frankreich und England alles,
Nieotal 6