82 Auf den Kriegsschauplätzen
was sie über kriegerische Maßnahmen Deutschlands gegen Rußland
erfuhren, ihm auf schnellstem Wege zukommen lassen konnten. Je mehr
der russische Nachrichtendienst an der Front versagte, um so mehr war
damit zu rechnen und zeigte es sich auch an den in deutsche Hand ge-
fallenen Fragebogen, daß der französische und englische Nachrichtendienst
Erkundigungen für Rußland in Deutschland und von hier aus auch
solche gegen den östlichen Kriegsschauplatz ausführte.
Es kam somit darauf an, das in Rußland vordringende deutsche Heer
vor allem im Rücken gegen das Eindringen von Spionage zu sichern.
Es war von Vorteil, daß die Weichsel und andere parallel hinter der
Front im Osten laufende Flußbarrieren vorhanden waren, an denen
mit verhältnismäßig geringen Kräften eine Kontrolle jedes Verkehrs
eingerichtet werden konnte. Besonders bei größeren Operationen
wurde das Gebiet im Rücken des deutschen und österreichischen Heeres
auf diese Weise abgeriegelt. Dies geschah erfolgreich beim Auf-
marsch gegen Rumänien, indem Siebenbürgen nach rückwärts voll-
ständig an der Theiß für jeden anderen als den militärischen Uber-
gangsverkehr abgesperrt wurde. Im übrigen war der Südosten gegen
das Eindringen der Spionage aus Deutschland durch eine scharfe Kon-
trolle an der deutsch-österreichischen Grenze gesichert. Die Länge des
Krieges, der Widerstand der Bevölkerung gegen die ihr auferlegte Be-
schränkung, das Fehlen rücksichtsloser Durchführung durch die Behörden,
die im Gegenteil auch von den politischen Parteien im Reichstag ge-
forderte Lockerung dieser Sicherheitsmaßnahmen haben sie ihrer vollen
Wirksamkeit beraubt.
Aber auch in Deutschland lag die Spionage der Verbündeten auf der
Lauer. Deshalb wurden Maßnahmen ergriffen, sie irrezuführen. Zahl-
reiche Transporte vom westlichen Kriegsschauplatz, die zur Verstärkung
der österreichischen Front bestimmt waren, wurden zunächst nach dem
Norden, umgekehrt solche für den Norden nach dem Süden Deutsch-
lands und erst innerhalb des Kriegsgebietes an ihren Bestimmungsort
befördert. Vor allem geschah dies, als im Frühjahr 1915 der Durch-
bruch der russischen Front in Galizien bei Gorlice-Tarnow vorbereitet
wurde. Der Erfolg war ein vollständiger. Trotz des starken Aufgebotes
an Truppen und Artillerie auf deutscher und österreichischer Seite wur-
den die Russen völlig überrascht. Der Durchbruch brachte Galizien in
unsere Hand und das ganze russische Festungssystem ins Wanken.