98 Auf den Kriegsschauplätzen
großserbischen Propaganda verseuchte Gebiet Serbiens an. Dies fand
seine Fortsetzung in der rumänischen Irredenta und diese in der tschecho-
slowakischen. So lag ein Gürtel um die Monarchie, der nur an der
Grenze nach Deutschland, nach Bayern offen war. Die großserbische
Propaganda, die sich über Kroatien, Slawonien und den südlichen
Teil von Ungarn, Bosnien, die Herzegowina und Dalmatien erstreckte,
setzte nach der Annektion Bosniens und der Herzegowina mit einer
umfassenden Spionage als unmittelbare Kriegsvorbereitung ein. Diese
war ein Teil des Nationalprogramms, das zu verwirklichen jedes guten
Serben Pflicht war, ob er nun in Serbien oder Österreich-Ungarn
wohnte. Die Propaganda wurde in der Narodna otbrana verkörpert,
an deren Spitze der General Bozo Jankovic stand, deren Endziel ein
Aufstand und im Kriegsfall die Hilfeleistung für das serbische Heer war.
Die Komitatschischulen in Cuprija und Prokupplie bildeten die Führer
von Banden aus, die aus gedienten Soldaten, Lehrern und griechisch-
orthodoren Geistlichen gebildet wurden. Die serbischen Nachrichtenoffi-
ziere waren gleichzeitig Mitglieder der Narodna otbrana, die, ebenso
wie der Dante Alighieri nach außen hin ein harmloser Verein, dem Ziel
diente, die Serben der Monarchie einer höheren Kultur zuzuführen. In
enger Verbindung mit der Narodna otbrana standen andere Kulturver-
eine, Antialkoholvereine, Sportvereine und studentische Verbindungen
innerhalb der Monarchie. Der Kampf gegen die großserbische Propa-
ganda war noch schwieriger, als der gegen die italienische oder russische,
weil die Unbildung der loyalen Elemente und die Gleichgültigkeit der
mohammedanischen Bevölkerung in Bosnien und der Herzegowina ihn
erschwerte. Als im Kriege die Akten der serbischen Nachrichtenstelle
erbeutet wurden, konnte erst eine große Zahl von Spionen und Hoch-
verrätern den Gerichten überliefert werden, die viele Urteile fällten.
Nach Kriegsausbruch wurde die großserbische Propaganda ins Aus-
land verlegt. Führer, wie Dr. Trumbic, der Bürgermeister von Spa-
lato, konnten rechtzeitig die Monarchie verlassen. Es bildete sich das
südslavische Komitee, das fast durchweg aus Staatsbürgern der Mon-
archie bestand. Es hatte seinen Sitz zuerst in Rom, später in Paris,
dann in London. Es betrachtete sich als die einheitliche Volksvertretung
aller Südslaven. Im Jahre 1917 legte es im Vertrage von Korfu sein
politisches Programm nieder, nach dem der südslavische Zukunftsstaat
unter dem Zepter des serbischen Königshauses gebildet werden sollte.