Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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dieser Provinzen Religionsfreiheit geben wolle; er sei ferner bereit, 
in Böhmen, sobald er es wieder unter sein Scepter gebracht hätte, 
in Religionssachen nichts zu ändern. 
Unser Kurfürst setzte in diese Zusagen nicht den geringsten Zweifel 
und so glaubte er durchaus nichts Ungerechtes gegen die evangelische 
Kirche zu unternehmen, wenn er das abgefallene Schlesien und die 
Lausitzen dem Kaiser wieder unterwarf. Wenn dieser Schritt von 
manchen unserm Kurfürsten als Verrath an seinen Glaubensgenossen 
angerechnet wird, so geschieht ihm unrecht; gefehlt hat er blos darin, 
daß er den Zusagen des Kaisers zu großen Glauben schenkte. Dieser 
Fehler entsprang nicht aus seinem Willen, sondern aus Mangel an 
Scharfsinn. 
Im August 1620 rückte der Kurfürst mit 15 000 Sachsen in 
die Lausitzen und ein Jahr später in Schlesien ein, unterwarf beide 
Länder dem Kaiser, versprach aber den Einwohnern ausdrücklich 
Schutz gegen jeden Angriff auf ihre Religion. Auch in Böhmen 
nahm alles gar bald eine günstige Wendung für den Kaiser. Nachdem 
Friedrich 1619 in Prag mit großem Pomp gekrönt worden war, 
lächelte ihm zwar anfangs das Glück so hold, daß man ihn für ein 
Schoßkind desselben halten konnte; aber sehr bald kehrte ihm dieses 
wieder den Rücken. Und was war an dieser ungünstigen Wendung 
Schuld? Nichts weiter, als Friedrichs Sorglosigkeit. Auch die 
Böhmen gelangten sehr bald zu der traurigen Gewißheit, daß ihr 
König seiner, allerdings damals großen Aufgabe nicht gewachsen sei. 
Nachdem nämlich die Evangelischen im Jahre 1608 die Union 
geschlossen hatten, traten auch die katholischen Fürsten zu einem Bunde 
zusammen, welchen sie Liga (ein spanisches Wort und heißt: Bund) 
nannten und an dessen Spitze der Herzog Maximilian von Bayern 
stand. Kaiser Ferdinand rief diesen Fürsten gegen Böhmen und 
gegen die Union zu Hilfe. Maximilian rückte unerwartet mit 
50 000 Mann in Böhmen ein, nahm eine Stadt nach der andern 
und rückte endlich nach Prag vor. Vor Prag hatte Graf Thurn 
den weißen Berg so vortheilhaft besetzt, daß der Feind anufangs 
einen Angriff nicht zu wagen schien. In der 9. Vormittagsstunde 
des 8. November 1620 — es war an einem Sonntage — standen 
die Heere einander kampffertig gegenüber. Ein dicker Nebel lagerte 
auf der Erde. Gegen Mittag zertheilte er sich und Maximilian 
gab das Zeichen zum Angriff. Anfangs standen die Böhmen wie 
Mauern, der junge Fürst v. Anhalt stürzte in Windeseile mit seinen 
Reitern auf die Kaiserlichen und brachte diese so in Unordnung, daß 
sie zurückwichen. So schnell diese Vortheile errungen waren, so 
schnell gingen sie wieder verloren. Zum Unglück der Böhmen wurde 
nämlich der Anführer der Reiterei gefangen genommen, und diese 
suchte, von Furcht ergriffen, ihr Heil in der Flucht.
	        
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