Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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zwischen ihm und den Schweden. Wiederum war es der Oberhofprediger 
Hoe v. Hoenegg, der den Kurfürsten in seiner Abneigung gegen 
die Schweden bestärkte und der alles daran setzte, ihn mit dem Kaiser 
auszusöhnen. Für den Augenblick erreichte zwar des Kurfürsten 
Rathgeber seinen Zweck nicht, aber er behielt sein Ziel scharf im Auge. 
Das Jahr 1633 brachte neues Elend über unser Vaterland. 
Holk überschwemmte mit seinen Horden abermals das unglück— 
liche Voigtland, und wie die Heuschrecken in Aegypten fraßen, was 
der Hagel nicht verwüstet hatte, so drohte diese Landplage zu ver- 
nichten, was 1632 dem Untergange entronnen war. Diesmal raffte 
aber nicht allein der Hunger und das Schwert, sondern auch eine 
ausgebrochene Pest Menschenleben über Menschenleben dahin. Ganze 
Dörfer und Städte waren entvölkert. Die unglückliche Provinz glich 
einem ungeheuern Lazarethe, nur mit dem Unterschiede, daß niemand 
da war, der Hilfe spendete und daß es endlich an Lebenden gebrach, 
welche die Todten zur Ruhe bestatteten. 
Endlich ereilte auch der Fluch der Sünde die, welche das Ver- 
derben herbeigeführt hatten. Die Pest brach nämlich unter Holks 
Heere aus. Die Soldaten tobten in Verzweiflung, denn gegen diesen 
Feind wurde ihre Macht zur Ohnmacht. Die Gott und Menschen 
Hohn gesprochen, starben dahin in ihrem Elende. 
Jetzt umklammerte wie ein Alp die Pestilenz auch den Mann, 
unter dessen Führung die Soldaten gleich blutdürstigen Tigern ge- 
wüthet hatten. Wie ein elender Wurm wand sich Holk auf seinem 
Lager. Da gesellten sich zu den Schmerzen in seinen Eingeweiden 
die Qualen des Gewissens. Das Blut der Erschlagenen schrie um 
Rache. Das Wimmern der Elenden, die ihn auf den Knien um Gnade, 
wenigstens um Schonung ihres Lebens angerufen, verwandelte seine 
Pein in die Qualen der Hölle. Die Feuerbrände, die er mit teuflischer 
Freude auf Hab und Gut der zitternden Einwohner schleudern ließ, 
brannten in seinem Innern mächtiger, als das ewige Feuer. Holk 
zitterte vor der Rechenschaft, die nun seiner wartete. Seine Vergangen- 
heit mit allen ihren Uebelthaten und Greueln stand vor seiner Seele. 
Da seufzte er mit Kain: „Meine Sünde ist größer, denn daß sie mir 
vergeben werden kann!“ In dieser Angst schickte er nach einem 
Geistlichen, dem er seine Schuld beichten, mit dem er beten wollte. 
Und als die Boten mit der Nachricht zurückkehrten, daß sie nirgends 
einen gefunden, bat er sie mit herzergreifenden Worten, abermals 
auszugehen und versprach dem, der ihm einen Geistlichen bringen 
würde, 600 Thaler. Vergeblich suchte man in Dorf und Stadt. 
Endlich stieß man in einem Verstecke des Waldes bei Schöneck auf 
einige Menschen, unter denen sich auch ein Geistlicher befand. Um des 
Himmels willen beschworen ihn die Boten, ihnen zu folgen. General 
Holk harre seiner und begehre Zuspruch und Trost. Aber zu spät!
	        
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