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Unsere unglücklichen Landsleute, die Polens wegen die furchtbarsten
Strapazen ertragen hatten, ernteten jetzt den schnödesten Undank.
In wilder Parteiwuth erhob man sich gegen die sächsischen Truppen
und da die Uebermacht ihrer Feinde zu groß war, so mußten sich
unsere Landsleute scharenweise niederhauen oder unmenschlich quälen
lassen. Am unglücklichsten erging es neun sächsischen Offizieren, welchen
die wüthenden Polen Hände und Füße abhieben und sie in diesem
elenden Zustande auf die Straße warfen. Diese abscheuliche That
vergalt zwar Feldmarschall Flemming auf der Stelle wieder, indem
er eine Anzahl gefangener Polen aufknüpfen ließ, allein die Sachsen
waren dessenungeachtet ihres Lebens in diesem unglückseligen Lande
nicht sicher.
Nachdem Friedrich August den Polen die Entlassung der sächsischen
Truppen versprochen hatte, beruhigten sich die Gemüther. Endlich
wurde auch von Schweden aus die Hand zum Frieden geboten. Der,
welcher so mannhaft das Schwert geschwungen, Karl XII., war zwar
nicht geneigt, sie seinen Gegnern zu reichen, vielmehr beabsichtigte er
den Kampf mit Einsetzung aller seiner Macht fortzuführen. Ganz
unerwartet stand aber der schwedische Held am Ziele seiner Laufbahn.
Im Jahre 1718 traf ihn bei Friedrichshall, als er das Festungswerk
besichtigte, eine Kugel, die augenblicklich seinen Tod herbeiführte. Ein
Jahr später — 1719 — schlossen Schweden und Polen Frieden.
Friedrich August blieb bis an seinen Tod im Besitz seines König-
reichs, aber von Herzen freuen konnte er sich desselben nicht. Unruhen,
Streitigkeiten aller Art, Widerstand der Edelleute verbitterten ihm
die Freude, der Beherrscher eines der größten Staaten Europas
zu sein. — Verlassen wir Polen und kehren wir zu unserm geliebten
Vaterlande zurück.
72. Friedrich August als Oberbefehlghaber des christlichen Feeres gegen
die Türken. — Einführung des verbesseerten (Gregortanischen)
Ralenders, 1700. — Das Werben der HSoldaten.
Die Regierungsgeschäfte in Polen hatten unsern Kurfürsten oft
genöthigt, unser Sachsenland zu verlassen und seinen Aufenthalt in
seinem Königreiche zu nehmen. Aber auch in der kurzen Zeit von
1694 bis 1696, als Polen und Sachsen noch in keiner Verbindung
standen, weilte unser Kurfürst einigemal in fernen Landen. Die
Türken waren es wieder, welche die Christenheit bedrohten, und ihr
Nahen war um so fürchterlicher, als sie diesmal von ihrem Groß-
sultan (Mustapha II.) selbst angeführt wurden. Zunächst ward Ungarn
von diesem gefährlichen Feinde heimgesucht. Unser Kurfürst eilte mit
seinen Sachsen dem Kaiser zu Hilfe und dieser übertrug dem jungen
Geschichte Sachsens. 17