Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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den Stein der Weisen nannte.“) Diesen verhängnißvollen Stein zu 
erfinden, war das Bestreben Tausender. Ungeheure Summen wurden 
zur Erreichung dieses Zieles verwendet und selbst fürstliche Namen 
fand man unter der Zahl derjenigen, die Kraft, Zeit und Geld der 
Entdeckung dieses Mittels, sowie der Goldmacherkunst überhaupt zum 
Opfer brachten. Sehr natürlich, daß hierbei das ganze Thun und 
Treiben in ein gewisses geheimnißvolles Dunkel gehüllt war. Auch 
Böttger zog zunächst die Aufmerksamkeit seines Lehrherrn dadurch auf 
sich, daß er oft in unverständlichen Worten Andeutungen über eine 
gemachte, höchst wichtige Entdeckung hinwarf. Als er endlich mit der 
bestimmten Erklärung hervortrat, Gold machen zu können, stieg sein 
Ansehen bei seinem Lehrherrn dergestalt, daß ihm dieser einen Theil 
seiner Lehrzeit erließ. Aus Dankbarkeit dafür — so wird wenigstens 
erzählt**) — soll er am 1. Oktober 1701 in Gegenwart seines 
Lehrherrn und einiger Freunde 18 Zweigroschenstücke geschmolzen und 
durch ein in die flüssige Masse gestreutes rothes Pulver ins feinste 
Gold verwandelt haben! 
Mag diese Sage auf diese oder jene Weise entstanden sein, genug, 
Böttger erregte sehr bald die öffentliche Aufmerksamkeit. Da er 
fürchtete, als Goldmacher festgenommen und unter Aufsicht gestellt 
zu werden, war er eines Tages verschwunden; sehr natürlich, da er 
nur zu gut wußte, mit seiner Kunst nicht bestehen zu können. Zu 
seinem Versteck diente ihm zunächst eine Bodenkammer bei dem Kauf- 
mann Röber. Für die Länge der Zeit hielt er sich auch hier nicht 
sicher, zumal da der König von Preußen auf Böttgers Auslieferung 
eine Belohnung von 1000 Thalern gesetzt hatte. Dieser verließ bei 
Nacht und Nebel Berlin und eilte nach Sachsen. Obgleich von Sol- 
daten verfolgt, erreichte er doch wohlbehalten Wittenberg.“*“) Ver- 
geblich bestand der preußische König auf Böttgers Auslieferung. 
Der Kommandant von Wittenberg berichtete schleunigst über den 
ganzen Hergang nach Dresden, und mit tausend Freuden ergriff man 
hier die Gelegenheit, diesem Jünglinge in Sachsen eine Zufluchtsstätte 
*) Von diesem bis heute noch nicht erfundenen Mittel erwartete man 
auch noch andere Wirkungen. So hoffte man z. B. von demselben, daß es 
die Menschen verjüngen könne u. dergl. 
*y) Um sein Ansehen zu erhöhen, ist jedenfalls Böttger selbst der 
Erfinder dieser Angabe. » 
*“8) Wie sehr sich die Phantasie Mancher hinreißen läßt, etwas aben- 
teuerliche Vorgänge noch mehr auszuschmücken, beweist z. B. Folgendes. 
Hier und da wird erzählt, Botger habe sich am Tage in die Kartoffelfurchen 
gelegt und habe sich dadurch dem Späherblick der Soldaten entzogen. Der 
geistreiche Erfinder dieses Schutzmittels hat freilich vergessen, daß 1701 
zwischen Berlin und Wittenberg nicht einmal ein Stock, geschweige denn 
gunze Felder Kartoffeln anzutreffen waren. Nicht zu gedenken, daß zu dieser 
eit die Kartoffelernte sicherlich vorüber gewesen sein würde.
	        
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