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möglich zu machen, lag aber dem Kurfürsten sehr am Herzen; denn
er gab die Hoffnung durchaus nicht auf, daß ihn Böttger eines Tages
auch mit der frohen Kunde der Golderfindung beglücken werde.
In aller Stille wurde Böttgers Werkstatt 1705 aus der Residenz
nach Meißen auf die Albrechtsburg verlegt. Was Böttger hier zu
seiner Bequemlichkeit und zu einem heiteren und frohen Leben wünschen
konnte, wurde ihm gewährt. Der Kurfürst setzte ihm nicht blos einen
ansehnlichen Gehalt aus, sondern er gab ihm auch freien Tisch und
hielt ihm Pferd und Wagen. Eins aber mußte er sich gefallen lassen,
was ihn freilich in seiner Freiheit beschränkte: Auf jedem Tritt und
Schritt begleitete ihn ein Lieutenant. Wie ängstlich man über Geheim—
haltung der neuen Erfindung wachte, beweist ferner folgende Maß-
regel. Böttger erhielt aus Freiberg verschiedene Bergleute als Ge-
hilfen. Bei ihrer Uebersiedelung verschwieg man diesen den Zweck
ihrer Ortsveränderung und unterwegs nannte man ihnen sogar erst
den Namen ihres neuen Wohnortes.
Bis zum August 1706 wurde in Meißen wacker fortgearbeitet.
Böttger war immer heiter und guter Dinge, er behandelte seine
Arbeiter außerordentlich freundlich und erleichterte ihnen ihr Tage-
werk durch allerlei Späße und witzige Einfälle. So verlief alles nach
Wunsch bis zur angegebenen Zeit. Ganz unerwartet erschien auf
einmal Tzschirnhausen mit 19 Dragonern auf der Albrechtsburg.
Derselbe entließ die meisten Arbeiter und schickte sie unter der Be-
dingung nach Freiberg zurück, sobald es nöthig würde, wieder bei der
Hand zu sein. Er versiegelte mit des Kurfürsten Petschaft das
Laboratorium, bestieg mit Böttger einen kurfürstlichen Wagen und
verließ unter Bedeckung jener 19 Dragoner zum größten Erstaunen
der Einwohner die Stadt.
Am 26. August schleppten stattliche Pferde einen gleich statt-
lichen kurfürstlichen Wagen, von Dragonern umgeben, die Festung
Königstein hinauf. Vor dem Kommandanten erschienen zwei Herren,
von denen der eine ihm sehr wohl bekannt war, während er den
zweiten nicht kannte. Jener war der um Sachsen hochverdiente
Tzschirnhausen und dieser mußte, was dem Kommandanten nicht ent-
ging, ein gleichhochgestellter Mann sein, da ihn Tzschirnhausen mit
der größten Hochachtung behandelte und da ihn überdies noch drei
Diener begleiteten. Dieser zweite Herr wurde dem Kommandanten
als „ein unbekannter Arrestant“ übergeben. Stand und Name des-
selben erfuhr er nicht, wohl aber wurde ihm eingeschärft, diesen Herrn
sorgfältig zu bewachen, ihn aber ganz anständig zu behandeln. Vier-
zehn Tage später erfuhr der Kommandant, daß der Arrestant niemand
anders sei, als der berühmte Porzellanerfinder Böttger.
Auf diese Weise wurde Böttgers Verdienst belohnt? Nein, nein,
die Sache verhielt sich anders. Böttger mußte nicht zur Strafe, son-