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in der Taufe die Namen Christian Fürchtegott erhielt. Der
fromme Vater schrieb neben die Geburtsanzeige folgende Worte ins
Kirchenbuch: „Ach Herr! höre mein Gebet auch für diesen Sohn, laß
ihn wohlgerathen, fromm und ewig selig werden.“ Das Gebet dieses
Gerechten hat Gott in reichem Maße erhört. Vater und Mutter
beeiferten sich, ihre Kinder — sie hatten deren 13 — aufzuerziehen
in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, und daß ihnen dies bei
ihrem Fürchtegott gelungen war, wird die Folge lehren. Als elf—
jähriger Knabe mußte er schon etwas mit verdienen helfen und Kauf—
briefe, Kontrakte ꝛc. abschreiben.
Frühzeitig zeigte sich bei dem hoffnungsvollen Knaben ein ganz
ungewöhnliches Dichtertalent. Das Pfarrhaus war ein altes, bau-
fälliges Gebäude, das jeden Augenblick einzustürzen drohte. Einen
Neubau vermochte die damals sehr arme Gemeinde nicht aufzuführen,
und so wurde es mit 15 Säulen gestützt, die den Einsturz verhindern
sollten. Der dreizehnjährige Fürchtegott benutzte diesen Umstand recht
sinnig in einem Gedichte zum Geburtstage seines Vaters. Er verglich
nämlich die Mutter, die 13 Kinder und einen Enkel mit diesen
15 Säulen. Wie letztere das Pfarrhaus stützten, so würden auch sie
des Vaters Stütze im Alter werden.
Nachdem Gellert die Fürstenschule in Meißen 5 Jahre lang
besucht hatte, bezog er (1734) die Universität Leipzig, wo er dem
Willen seines Vaters gemäß Theologie studirte. Da der junge Gellert
kränklich war und namentlich eine schwache Brust hatte, gab er den
Plan, Geistlicher zu werden, auf und bereitete junge Leute zum Besuch
der Universität vor. Als er einen seiner Schüler nach Leipzig be-
gleitete, äußerte er beim Anblick dieser Stadt den Wunsch: „Ach,
wollte Gott, ich könnte ferner hier leben, wirken und einst sterben!“
Diese bescheidene Bitte wurde ihm von dem weisen Lenker unserer
Schicksale erfüllt.
In Leipzig eröffnete sich für den jungen, talentvollen Mann ein
weiter Wirkungskreis. Er wurde nämlich Mitarbeiter an verschie-
denen Zeitschriften, für welche er Gedichte, Fabeln und Erzählungen
lieferte. In kurzer Zeit erregten diese die größte Aufmerksamkeit.
Beim Erscheinen jeder neuen Nummer sah man zuerst nach, ob
sie nicht eine Arbeit von Gellert enthalte. Sehr bald erschien in
einem besonderen Bändchen die erste Sammlung seiner Fabeln, welche
einen Beifall fanden, der in der That ein unerhörter genannt werden
kann. Ueberall las man sie mit der gespanntesten Aufmerksamkeit
und lernte sie auswendig. Bis auf den heutigen Tag finden Gellerts
Fabeln in allen Gedichtsammlungen, in Lesebüchern 2c. einen will-
kommenen Platz. So weit die deutsche Zunge reicht, sind von den
vielen lieblichen und lehrreichen Fabeln heute noch ganz besonders
bekannt: Der Blinde und der Lahme; der Geizige und sein Affe;