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die neuen Geldmünzen, welche Otto in großer Menge aus dem
gewonnenen Silber prägen ließ. Da sie gewöhnlich nur auf einer Seite
ein Gepräge trugen und überhaupt noch plump waren, so würden sie
allerdings gegen unser nettes Silbergeld gewaltig abstechen; man war
indes glücklich, eigene Landesmünzen zu haben und begnügte sich
damals vollkommen mit dieser Form.
Dem Markgrafen erwarben die neuen Schätze den Beinamen
„der Reiche“, und dem Lande brachten sie Segen. Bis jetzt hatte man
meistentheils nur die ebenen Gegenden angebaut, nun wagte man
sich auch an die rauhen Landesstriche des Erzgebirges. Für diesen Theil
des Meißnerlandes begann eine neue Zeit. Auf Berg und in Thal
rührten sich thätige Menschenhände. Jahrtausend alte Bäume, die
nie eine Axt berührt, brachen unter den gewaltigen Schlägen derselben
zusammen. Da, wo sie ihre Wurzeln ausgebreitet, wollten sich die
Menschen eine Wohnstätte errichten, und da, wo das Wild ungestört
gehaust hatte, sollte fortan das Rind grasen. Auch die übrigen Landes-
theile wurden nicht vergessen. Die ärmlichen Ortschaften wurden
verschönert und vergrößert, und namentlich erhielten viele Städte ein
weit stattlicheres Ansehen. Mehrere derselben, z. B. Freiberg und
Leipzig, wurden mit einer Art Festungsmauer und die meisten mit
einer Ring= oder Stadtmauer umgeben. Zwar hat man in der
neuesten Zeit, in Folge der alles vernichtenden Schußwaffen, wieder
niedergerissen, was unsere Vorfahren mühsam aufführten, indes boten
damals die Ringmauern den Bürgern einen wohlthätigen Schutz.
Hinter ihnen fühlte man sich sicher, und unbesorgt konnte man sich
seinen Beschäftigungen in den Gewerben und Künsten überlassen.
Namentlich flossen der Stadt Leipzig, die der Markgraf wie
seinen Augapfel liebte, große Unterstützungen zu. In Leipzig wohnte
derselbe oft längere Zeit. In Leipzig errichtete er die schöne Nikolai-
kirche. In Leipzig gründete er die weltberühmt gewordene Öster-
und Michaelismesse. Waren dieselben in der ersten Zeit auch nicht
viel mehr, als große Jahrmärkte, so sah doch schon der Gründer
dieser Messen Kaufleute aus Böhmen und Polen, Kaufleute von der
Ostsee und vom Rhein in Leipzig ein= und ausziehen. — Außerdem
hatten zu jener Zeit verschiedene Städte schon Jahrmärkte; z. B. Frei-
berg, Leisnig, Pegau, Regis u. a.
Ergötzen uns im Sommer und Herbste die traubenreichen Wein-
stöcke, die in dem reizenden Elbthale die Hügel schmücken, so ist es
wiederum Otto der Reiche, dem wir den Anfang des Weinbaues
in unserm Vaterlande zu verdanken haben. Bei Meißen geschah unter
ihm die erste Anpflanzung des Weinstockes, von wo aus er später
nach der Dresdner und Pirnaer Gegend überging.
So war denn auch unter Otto dem Reichen für des Landes Wohl
Großes geschehen. Unter ihm erfolgte nicht blos die außerordentlich