Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

— 404 — 
Landesvater bald wieder in ihrer Mitte zu sehen. Und dieser Hoffnung 
konnten sie sich ja hingeben, hatte doch der Kaiser Alexander ihnen 
zum Troste gesagt, daß die Abführung ihres Königs weiter nichts, 
als eine militärische Maßregel sei, und wurde doch denjenigen Fürsten 
des Rheinbundes, deren Truppen noch wochenlang mit den Franzosen 
vereinigt blieben, kein Haar gekrümmt. Wie bitter sollte die Ent— 
täuschung sein! 
101. Napoleons öturz.— Wiener Congreß. — FSachsen unter russischer 
und unter preußischer Verwaltung. — Zewährte Treue der Hachsen 
gegen ihr angestammtes Fürstenhaus. — Verhandlungen wegen 
Bachsens Schich sal und seine Theilung. 
Nachdem Napoleon Deutschland geräumt hatte und die Ver- 
bündeten bis an den Rhein vorgedrungen waren, knüpften sie mit 
ihm Friedensunterhandlungen an; allein der schlaue Kaiser suchte 
seine Gegner hinzuhalten, um Zeit zu neuen Rüstungen zu gewinnen. 
Napoleons Absichten waren mit Händen zu greifen. Diesmal ließen 
sich die Alliirten nicht lange hinhalten. Am 1. Januar 1814 über- 
schritten sie den Rhein. Auf französischem Boden war das Waffen- 
glück den Verbündeten nicht immer so günstig wie in der letzten Zeit 
auf deutscher Erde. Man war des Kampfes müde und war unter 
ziemlich günstigen Bedingungen zum Frieden geneigt. 
Blind auf sein Waffenglück und außerdem auf die Uneinigkeit 
der Verbündeten bauend, wies Napoleon alles halsstarrig zurück. 
Jetzt ging die Geduld der Alliirten zu Ende. Schnurstracks marschirten 
sie auf Paris los und kümmerten sich nicht weiter um Napoleon, der 
zwischen den Armeen durchgebrochen war und der deutschen Grenze 
zumarschirte. Nach kurzem Widerstande öffnete Paris den Verbün- 
deten die Thore, welche am 21. März 1814 ihren Einzug in der 
Kaiserstadt hielten. Am 1. April erklärte man Napoleon des 
Thrones verlustig, und 5 Tage später unterzeichnete er die Ab- 
dankungsurkunde für sich und seine Nachkommen. 
Der gewaltigste Mann seiner Zeit war auf einmal von seiner 
Höhe herabgestürzt; ein Ereigniß, das kein Mensch geahnt und für 
möglich gehalten hatte. Am 4. Mai 1814 stieg Napoleon, noch den 
Kaisertitel führend, auf der Insel Elba ans Land, die ihm als Eigen- 
thum zugewiesen worden war. In Frankreich nahm die frühere 
Königsfamilie den Thron ihrer Bäter wieder ein. 
Die französischen Zustände waren wieder ins alte Gleis gebracht; 
nun wollte man auch die Verhältnisse der übrigen europäischen Staaten 
ordnen. Dieses sollte in Wien geschehen. Zu dem Zwecke ver- 
sammelten sich daselbst im Oktober 1814 die mächtigsten europäischen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.