Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

— 412 — 
In frühester Zeit beförderte man die Reisenden meistentheils auf einem 
mit einer Plane bedeckten Postwagen. Später traten an deren Stelle 
in Federn hängende Kutschen, welche nach der Farbe des Anstrichs 
heute noch unter dem Namen „gelbe Kutsche“ bekannt sind. Auf 
einmal hatten dieselben ihre Rolle ausgespielt. Ihre Stelle nahmen 
Eilposten ein. Auf Federn ruhende, bequeme Wagen standen zur 
Weiterbeförderung der Passagiere bereit. Nach einer zurückgelegten 
Wegesstrecke von 4—6 Stunden wurden während eines Aufenthaltes 
von 10 Minuten die Pferde gewechselt. Zum Frühstück und Abendbrot 
erhielten die Reisenden je eine halbe und zum Mittagsessen eine Stunde 
Zeit. In Folge dieser Einrichtung konnte man z. B. die Strecke von 
26 Stunden zwischen Dresden und Leipzig in ungefähr 12 Stunden 
zurücklegen. Anfangs schrieb man dieser Einrichtung keine lange Lebens- 
dauer zu, weil man von dieser schnellen Art zu reisen die größten 
Nachtheile für die Gesundheit befürchtete. Die Prophezeiungen er- 
füllten sich aber nicht, und jetzt kennt man selbst dann keine Furcht, 
wenn der Dampfwagen 9— 10 Stunden Weges in einer Stunde 
zurücklegt. Da die Eilposten nicht blos Personen, sondern auch 
Briefe beförderten, so erleichterte diese neue Einrichtung auch den 
Briefverkehr. 
Schon bei Vater August wurde (Seite 149) hervorgehoben, daß 
in früherer Zeit für die Pflege der Waldungen so gut wie nichts 
geschah; nur bei den Jagden wurde denselben von Seiten der früheren 
Fürsten einige Aufmerksamkeit geschenkt. Für die Dienste, welche 
namentlich die Landleute bei diesen Jagden zu leisten hatten, wurde 
ihnen entweder unentgeltlich oder höchstens gegen Bezahlung der 
Schlägerlöhne Waldholz zugewiesen; auch konnten sie ohne Entgelt 
eine bestimmte Anzahl Vieh in den Wald treiben und ihren Bedarf 
an Waldstreu aus demselben entnehmen. In Folge dieser Einrichtungen 
litten die Waldungen außerordentlich, namentlich gedieh der junge 
Nachwuchs nur dürftig oder blieb ganz aus. Diese Uebelstände zu 
beseitigen und dem einstigen Holzmangel vorzubeugen, erließ schon 
Vater August und später August der Starke eine „Holzordnung“, 
in welcher die Schonung der Waldungen ernstlich anbefohlen worden 
war, allein im ganzen blieb es beim Alten. Ehe eine gründliche 
Besserung der Waldungen eintreten konnte, mußten die den Landleuten 
zustehenden und der Forstwirthschaft so nachtheiligen Rechte abgelöst 
und den Forstbeamten, bei denen früher die Jägerei die Hauptsache 
war, Gelegenheit zu einer gründlicheren Bildung gegeben werden. 
Im vorigen Jahrhundert (1780) geschah für die Pflege der Waldungen 
ein bedeutender Fortschritt, indem dieselben genau vermessen, die Holz- 
schläge nach einem bestimmten Plane ausgeführt, die abgetriebenen 
Flächen wieder angepflanzt wurden c.; —allein das eigentliche Geburts- 
jahr des gänzlich neugestalteten Forstwesens ist das Jahr 1810.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.