Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Zeit konnte diese einseitige Bildung nicht mehr genügen. Die An- 
sprüche an dieselbe steigerten sich. Auch unser Fürstenhaus verschloß 
sich gegen diese Anforderung nicht. Anfangs unterrichtete Prinz 
Maximilian seine Kinder größtentheils selbst. Später erhielten sie 
die tüchtigsten Lehrer, welche sie, namentlich die Söhne, in den 
Rechts= und Staatswissenschaften, in der Geschichte, Mathematik 2c. 
unterwiesen. Seit länger als hundert Jahren zeichnet sich unsere 
Fürstenfamilie durch regen Sinn für Wissenschaft und Kunst aus. 
Auch Friedrich August fand bis an sein Lebensende einen hohen Genuß 
in der ernsten Beschäftigung mit Wissenschaften; ebenso war ihm 
ein feiner Sinn für die Kunst eigen. Im Landschaftszeichnen 
leistete er sehr Tüchtiges. Auf seinen Reisen war die Zeichnenmappe 
sein steter Begleiter. Mit großer Leichtigkeit und mit großem Geschick 
vermochte er eine Gegend aufzunehmen und wußte hierbei immer 
recht glücklich den besten Standpunkt für den Zeichner auszuwählen. 
Arme, talentvolle Künstler fanden in ihm einen helfenden Gönner. 
Er unterstützte sie nicht blos in ihren Studien, er ließ viele nicht 
blos auf seine Kosten Kunstreisen unternehmen, sondern er förderte 
ihr Streben auch durch Ankauf ihrer Werke. 
Ganz besonders schenkte Friedrich August den Werken Gottes 
in der sichtbaren Natur seine ungetheilte Liebe. Konnte er sich von 
dem bunten Gewühle des verzweigten Menschenlebens zurückziehen, 
suchte er Erholung nach beendigten Regierungsgeschäften, dann eilte er 
hinaus in Gottes schöne Welt, in den großen Tempel der Natur. 
Die friedliche Stille derselben, das bunte Gewand, welches Wiese und 
Feld überkleidet, die mannigfachen Gebilde, welche Thal und Berg 
dem sinnigen Beschauer darbieten — das alles gewährte seinem edlen 
Herzen den reinsten Genuß. Außer der Mineralogie war es besonders 
die Botanik oder Pflanzenkunde, welcher sich Friedrich August zu- 
wendete. Um seine Kenntnisse in diesem Zweige zu erweitern, durch- 
forschte er die verschiedensten Gegenden unsers Vaterlandes. 
Seinem wissenschaftlichen Sinn genügte dies aber noch nicht. Er 
richtete seinen Blick namentlich auch nach dem pflanzenreichen 
Süden Deutschlands und Europas. So besuchte er 1838 
Dalmatien und Montenegro, auf welcher Reise die meist nur von 
ihm gesammelten Pflanzen so zahlreich waren, daß das Verzeichniß 
62 Druckseiten umfaßte. Zugleich war der königliche Botaniker auf 
dieser Reise so glücklich, drei neue Pflanzen zu entdecken, deren eine 
in der Wissenschaft seinen Namen erhielt. Zur Erweiterung seiner 
botanischen Kenntnisse besuchte er ferner das Riesengebirge, das 
bayerische Hochland, Böhmen, den Harz, die Karpathen, Schottland, 
namentlich auch Tyrol. Bei diesen botanischen Forschungen war 
Friedrich August oft so eifrig, daß ihn keine Entbehrung, keine An- 
strengung und Beschwerde abzuschrecken im Stande war. Einige Male,
	        
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