Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Straße sich zu senken begann, ab, legte unter das hintere linke Rad 
den Hemmschuh und führte das Sattelpferd am Zaume. Schritt vor 
Schritt wurde gefahren, jedem Steine suchte der vorsichtige, mit dem 
Wege genau bekannte Postillon auszuweichen. Als er jetzt an einer 
3⅛ Meter breiten Wendung anlangte, wendete er alle Sorgfalt an, 
sie gut auszufahren, was ihm auch vollständig gelang. Aber nichtsdesto- 
weniger kam mitten in der Wendung der Wagen zum Sturz, der König 
saß zur Rechten, eine offene Karte in der Hand, auf welcher er dem 
zu seiner Linken sitzenden Begleiter (dem Major von Zezschwitz) die 
Gegend erläuterte; der Lakai saß auf dem Bocke.“ Auf einmal begann 
der Wagen zu schwanken, und der König rief dem Postillon ein lautes 
Halt! zu. Augenblicklich gehorchte derselbe; allein der Wagen stürzte 
dessenungeachtet um, ohne daß sich die eigentliche Ursache erklären 
läßt. Da der Sturz nach der rechten Seite erfolgte, so ward der 
König nach vorn zu gegen die Pferde hinausgeschleudert, wo sich 
Sandgeröll und Grasboden befand, und rief wiederholt: „Haltet 
nur die Pferde!“ Major von Zezschwitz wurde über den König 
hinweg an den Rand des Weges geschleudert, der Lakai fiel zwischen 
die Pferde. 
Indem der König sich aufrichten wollte, schlug das Handpferd, 
das über den Strang getreten war, heftig mit dem rechten Hinterfuße aus 
und traf den edlen Fürsten am Kopfe hinter dem linken Ohr, ein 
Schlag, der nach ärztlicher Aussage, in Verbindung mit der dadurch 
hervorgerufenen Gehirnerschütterung tödtlich war. Der Lakai hatte 
den theuern Fürsten nun sofort von den Pferden fortgezogen und mit 
Hilfe des Adjutanten und zweier in der Nähe befindlichen Männer 
bewußtlos an einen Rasenrand niedergelegt, ihm Stirn und Kopf 
mit frischem Wasser gewaschen und ihn sodann in das nahegelegene 
Gasthaus zu Brennbüchl getragen, während Major von Zezschwitz 
nach Imst zurückeilte, um ärztliche Hilfe herbeizuholen. Der herbei- 
gebrachte Wundarzt fand den unterdes in ein Bett gelegten Monarchen 
bewußtlos, schlug eine Ader, aus der kaum noch Blut floß, und fand 
die Wunde selbst, welche über 2 Centimeter lang bis auf den Knochen 
ging, lebensgefährlich. Der Geistliche von Brennbüchl hatte unterdes 
den mit dem Tode kämpfenden Fürsten mit den Sterbesacramenten 
versehen, und ½11 Uhr vormittags, Mittwoch den 9. August 1851 
war Friedrich August sanft verschieden, ohne wieder zum Be- 
wußtsein gekommen zu sein. 
Welch ein wunderbares Ende dieses edlen Fürsten! Im fremden 
Lande, getrennt von den Seinen und seinem Volke, mußte er 
ganz unerwartet seinen Geist aushauchen. Wie unerforschlich sind 
unsers Gottes Rathschlüsse! Seine Weisheit hat uns nicht blos 
das Wann, sondern auch das Wo und Wie unsers Todes verborgen 
gehalten. Tief betrübt umstand die Umgebung den theuern Verklärten,
	        
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