Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

— V. — 
gewiesen; — während in der einen der Unterricht in den Realien 
mit acht- und neunjährigen Kindern beginnt, gebieten es in 
einer andern die Verhältnisse, dergleichen Lektionen erst für 
elf- und zwölfjährige aufzunehmen; — während in der einen 
durch zweckmäßigen Anschauungsunterricht eine tüchtige Grundlage 
für das Verständniß der Realien gewonnen worden ist, hat 
sich in einer andern zur Begründung solch eines Unterbaues 
keine Zeit gewinnen lassen. 
Neben der politischen Geschichte ist den culturhistorischen 
Erscheinungen ganz esondere Aufmerksamkeit gewidmet worden, 
und ich hoffe, dabei im Sinne aller Lehrer gehandelt zu haben. 
Daß man dieser Anforderung in früherer Zeit meistentheils 
so kärglich Rechnung getragen hat, bleibt ein nicht zu lösendes 
Räthsel, weil ja die politischen Zustände mit dem Bildungsgange 
eines Volkes in innigster Wechselwirkung stehen. Es muß das 
Kind — selbstverständlich nach Maßgabe seiner Kraft — zur 
Einsicht in die stufenweise Entwickelung der Landwirthschaft, 
der Gewerbe, des Handels, der Wissenschaften, der Künste, sowie 
zur Kenntniß der Sitten und Gebräuche in ihren geschichtlichen 
Erscheinungen angeleitet werden. Zwar wirken auf eines Volkes 
Culturzustand und dessen Fortentwickelung eine Menge Faktoren 
sachlicher Natur, allein es greifen auch zu allen Zeiten einzelne 
bevorzugte Geister in den culturhistorischen Fortschritt fördernd 
ein. Und Männer und Frauen von unbestrittenen Verdiensten 
um Mit= und Nachwelt muß die Geschichte gebührend in Ehren 
halten. Daß dies im vorliegenden Werke geschehen, wird un- 
zweifelhaft Aller Billigung finden. 
Die ein halbes oder auch ein ganzes Jahrhundert um- 
fassenden historischen Rückblicke, welche, beiläufig erwähnt, nur 
mit Aufwand großer Mühe und vieler Zeit zu schaffen waren, 
sollen namentlich auch die culturhistorische Entwickelung kenn- 
zeichnen. Kaum bedarf es der Bemerkung, daß bei solch einer 
Uebersicht der specifisch sächsische Standpunkt nicht festgehalten 
werden konnte, sondern daß vieles, was von Sachsen gilt, fast 
die gesammte gebildete Welt berührt. Beispielsweise sei des 
alles umgestaltenden Einflusses gedacht, welchen die gegen- 
wärtigen großartigen Verkehrsmittel bewirkt haben. 
Soviel über den Inhalt. 
Bezüglich der Darstellung sei hervorgehoben, daß diese 
der Bestimmung des Buches möglichst angepaßt worden ist. 
Offenbar ist den Kindern der mittleren Schulklassen, welche zum 
ersten Male Geschichtsunterricht empfangen, der Stoff in der 
einfachsten, in der faßlichsten Weise vorzutragen. Erfahrungs- 
mäßig ist derselbe Schülerjahrgang schon nach Verlauf eines
	        
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