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Lenden mit dem Schlachtschwerte, schwang es durch die Lüfte und
rief mit gewaltiger Stimme: „Es ist besser, daß wir im Kampfe
sterben, als das Unglück unsers Volkes sehen! Gott helfe uns, so
wir gerechte Sache haben!“ Das war das Zeichen des Angriffs.
Eine Arbeit begann, wie sie fast noch kein menschliches Auge gesehen.
Wie unter der Sense die Aehren, so sanken die kaiserlichen Truppen
unter dem Schwerte ihrer Feinde zu Boden. Was noch am Leben
war, wozu auch der Anführer der niedergeschmetterten Feinde ge—
hörte, wurde gefangen genommen. Solches aber geschah am 31. Mai
1307. Dieser Tag ist einer der wichtigsten und bedeutungsvollsten
in der ganzen sächsischen Geschichte. Der Plan der Feinde war zer—
trümmert. Friedrich hatte sein Erbe gerettet. Das Haus Wettin
sollte nun unangefochten fortblühen und blüht zu aller treuen Sachsen
Freude bis auf den heutigen Tag. —
Der frühere Reichthum des Thüringer- und Meißnerlandes
hatte bei solch blutigen Kämpfen ungemein gelitten. Der Feldbau
und der Handel lagen darnieder und namentlich boten viele Städte
ein trauriges Bild der Verwüstung und Zerstörung dar; indes er—
holte sich das Land unter den Segnungen des goldenen Friedens und
durch die treue Fürsorge des Markgrafen bald wieder, und Glück
und Wohlstand kehrte wieder da ein, wo es dem verheerenden Kriege
hatte weichen müssen.
Einem Fürsten, wie Friedrich I., dessen Leben eine lange Zeit
der Unruhe und des Kampfes mit habgierigen Feinden war, wünschten
gewiß alle seine Unterthanen einen ruhigen, friedlichen Lebensabend.
Dieser war ihm nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse nicht be-
schieden. Die vielen trüben Erfahrungen, an welchen des Mark-
grafen Leben so reich war, raubten ihm seines Geistes Heiterkeit, er
wurde immer ernster gestimmt und endlich zeigten sich deutliche Spuren
von Schwermuth, die sich bis zum Wahnsinn steigerte, welcher am
26. April 1322 ausbrach.
Schon in den ältesten christlichen Zeiten führte man Schauspiele
auf, welche von irgend einem Gegenstande aus der biblischen Ge-
schichte handelten. An dem genannten Tage kam in Eisenach das
geistliche Schauspiel von den zehn Jungfrauen zur Aufführung,
welchem der Markgraf beiwohnte. Das Schicksal der fünf thörichten
Jungfrauen, die das ewige Heil ihrer Seele verscherzt hatten, machte
auf sein Gemüth einen so gewaltigen Eindruck, daß von Stund’ an
sein Geist vom tiefsten Irrsinn umnachtet wurde.
Das Maß der Prüfungen war noch nicht voll: ein Schlagfluß
lähmte ihm den Gebrauch seiner Zunge und seiner Glieder. Bis zu
seinem Tode, der (27. November) 1324 eintrat, besorgte seine Ge-
mahlin Elisabeth die Regierungsgeschäfte. Nicht ohne Wehmuth
können wir uns das traurige Lebensende dieses Fürsten vergegen-
Geschichte Sachsens. 3