Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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fast unerschwinglichen Preis. Beglückten uns auch in den nächsten 
Jahren fruchtbare Zeiten, so wurde es doch dem Landmann ungemein 
schwer, seinen Viehstand zu vermehren, weil es an Gelegenheit zum 
Ankauf von Zuchtvieh fehlte. Die einmal in die Höhe gegangenen 
Preise wollten nicht weichen. 
Vielleicht hätte sich im Laufe der Zeit alles wieder besser gestaltet, 
wäre nicht im Jahre 1845 ein neuer Feind aufgetreten, der die 
Hoffnungen auf wohlfeilere Zeiten gänzlich zu nichte machte. Es war 
dies die Kartoffelkrankheit, welche gleichzeitig in Europa und 
Amerika auftrat. Zunächst zeigte sich diese Krankheit am Kartoffel— 
kraute, welches welk und in kürzester Zeit schwarz ward. Hierauf 
theilte sich dieselbe den Knollen mit. Diese wurden weich und wässerig 
und hatten einen seifigen Geschmack. Schon auf dem Felde machten 
sich die kranken Kartoffeln durch einen moderigen Geruch bemerkbar. 
Im Keller aufbewahrt, wurde die kranke Frucht in kürzester Zeit 
schwarz, ging in Fäulniß über und war für Menschen und Thiere 
ungenießbar. 
Sehr natürlich, daß für alle Lebensmittel immer höhere Preise 
bezahlt werden mußten. Die früheren Arbeitslöhne, die früheren 
Gehalte erschienen nirgends mehr als genügend, und Arbeiter, Hand- 
werker, Beamte erklärten allerorts, daß sie mit den zeitherigen Ein- 
nahmen auszukommen nicht mehr im Staände seien, zumal nicht blos 
die Lebensmittel, sondern die Wohnungsmiethen, Brennmaterialien, 
Bekleidungsstoffe und dergleichen bedeutend höher im Preise standen. 
In allen Lebensverhältnissen mußten die Geldverhältnisse eine 
Umgestaltung erfahren. Der Handarbeiter steigerte seinen Tages-, 
der Professionist seinen Arbeitslohn, und der Besoldete bat wieder- 
holt um Aufbesserung seines Gehaltes. Ein Glück noch war es, 
daß wenigstens nach manchen Beziehungen hin einige Ersparnisse 
ermöglicht wurden. So erfordert z. B. die Beleuchtung seit Benutzung 
des Petroleums jetzt einen weit geringeren Aufwand als früher; selbst 
die so hochgestiegenen Feuerungskosten sind jetzt eher im Abnehmen 
als Zunehmen begriffen, worauf die Verbesserung der Oefen und 
das Auffinden von mächtigen Braun= und Steinkohlenlagern vortheil- 
haft wirken. 
Jene Dürre hatte noch eine andere Wirkung zur Folge. Aus- 
gebrochene Feuersbrünste nahmen gewöhnlich mit reißender Schnelligkeit 
einen furchtbaren Umfang an. Glühendheiße Schindeldächer und aus- 
getrocknete Sparrwerke fingen Feuer wie Zunder, und oft war kein 
Tropfen Wasser zum Löschen vorhanden. In jenem Jahre wurden 
z. B. die Städte Kamenz fast gänzlich, Sayda und Oschatz zum 
größten Theil in einen Schutthaufen verwandelt. 
Im Jahre 1880 traten in Europa und Anmerika verschiedene 
Naturereignisse in ganz außerordentlich verheerender Weise auf.
	        
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