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Mit Gewißheit sah der sterbende Held, voraus, daß die Hussiten
die Fackel des Krieges früher oder später nach Sachsen verpflanzen
würden. In den damaligen Zeiten ließen blinde Verfolgungssucht
und niedere Rache selbst den Todten keine Ruhe. Friedrich fürchtete
deshalb, seine Feinde würden bei einem Einfalle in Sachsen seine
Gebeine nicht ungestört im kühlen Schoß der Erde ruhen lassen. Er
wollte daher nicht bei seinen Vätern in Altzelle ruhen. Dieses Erb—
begräbniß hatte im Jahre 1190 Otto des Reichen Gebeine als erste
Leiche aufgenommen, und 200 Jahre später, im Jahre 1397, wurde
die letzte aus unserem Fürstenhause hier beigesetzt. Es war die Mutter
Friedrichs des Streitbaren, Katharina. — Im friedlichen Mulden—
thale bei Nossen, wo man auf die Trümmer eines verfallenen Klosters
stößt, schlummern mehr als 20 Glieder unseres Fürstenhauses. Ihre
Grabstätten waren verfallen. Da ließ Friedrich August der
Gerechte vor 93 Jahren (1787) eine Begräbnißkapelle errichten
und vier große steinerne Särge bauen. Die aufgefundenen Ueberreste
der längst Entschlafenen wurden gesammelt und in den vier neuen
Särgen aufbewahrt. Ihr Anblick versetzt uns in eine längst ent-
schwundene Zeit und ruft uns zu: „Alles Fleisch ist wie Gras und
alle Herrlichkeit wie des Grases Blume.“ Die Verdienste aber,
welche sich Otto der Reiche, Heinrich der Erlauchte, Friedrich I. und
Friedrich III. (der Strenge) um unser Vaterland erworben haben,
leben in dankbarer Erinnerung in unseren Herzen fort. —
Friedrich der Streitbare hatte sich eine andere Ruhestätte er-
sehen. Der schöne Meißener Dom sollte seine Gebeine aufnehmen.
Diesem Prachtgebäude hatte er eine Begräbnißkapelle anbauen lassen
und hier wurde er in aller Stille beigesetzt. Kein Denkmal bezeich-
nete anfangs seine Ruhestätte. Den Hussiten sollte seine Ruhekammer
verborgen bleiben. Um Friedrichs Feinde zu täuschen, wurde in Alten-
burg zum Schein ein Denkmal errichtet und überdies sein wirkliches
Grab ungewöhnlich tief gemacht. Wer jetzt in die Fürstenkapelle
tritt, erblickt in der Mitte derselben ein über 1 Meter hohes Eisen-
gitter, welches die Gruft Friedrich des Streitbaren und seiner Ge-
mahlin Katharina umschließt. Auf der Gruft liegt ein aus Messing
gearbeitetes Bild Friedrich in Lebensgröße und von einem Fürsten-
mantel umgeben. Friedrichs Todesschlummer haben zwar die Hussiten
nicht gestört, desto schlimmer aber hausten sie in dem Lande, das der
Kurfürst seinen Erben in einem so blühenden Zustande hinterließ.
22. Die Hussiten in Sachsen (1429, 1430, 1432). Friedrich
der Kanftmüthige (1428— 1464).
Zu allen Zeiten hat der Krieg über die Länder und ihre Be-
wohner Unglück und Elend gebracht. Tausende raffte Schwert oder