Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Friedrich der Sanftmüthige regierte als Kurfürst das Herzog— 
thum Sachsen allein; die anderen Landestheile dagegen besaßen beide 
Brüder gemeinschaftlich. Dies wollte aber dem jüngeren Bruder nicht 
lange behagen. Er ließ seinem ältesten Bruder nicht eher Ruhe, bis 
sich dieser zu einer Ländertheilung entschloß. Friedrich, als der 
Aelteste, hätte eigentlich die Theilung vornehmen und Wilhelm hätte 
wählen sollen; allein Friedrich verzichtete zu Gunsten Wilhelms auf 
dieses Recht und überließ diesem die Theilung. Wilhelm machte 
zwei Haupttheile: Meißen und Thüringen, während die Bergwerke 
bei Freiberg und einiges Andere beiden Brüdern gehören sollte. 
Friedrich wählte sich Thüringen und für Wilhelm verblieb das 
Meißnerland. Mit dieser Wahl war Wilhelm nicht zufrieden; er 
wünschte sich Thüringen. Der friedliebende Friedrich gab abermals 
nach und ging den Tausch ein. Diese Theilung geschah im 
Jahre 1445. 
Wilhelms Wünsche waren erfüllt und man hätte glauben sollen, 
daß nun jeder Grund zur Unzufriedenheit beseitigt sein müßte. Dem 
war aber nicht so. Herzog Wilhelm hatte unter seinen Rathgebern 
einige recht böse Leute. Am schlimmsten war Apel von Vitzthum. 
Dieser namentlich redete seinem Herrn täglich vor, daß er bei der 
Theilung zu kurz gekommen sei; und wie leicht es ist, Zwietracht in 
die Herzen Anderer zu säen, zeigte sich hier abermals recht deutlich. 
Wilhelm schenkte Apels Worten ein williges Ohr, und so wünschte 
sich's auch sein böser Rathgeber; denn bei seinen Aufreizungen hatte 
er keineswegs das Wohl seines Herrn im Auge, nein, er hoffte, aus 
dem ausgestreuten Samen der Zwietracht für sich Früchte zu ernten: 
er wollte sich bereichern und seine Güter vermehren. 
Leider durchschaute Herzog Wilhelm diesen Schalk nicht. Zunächst 
verlangte er ein Stück vom Herzogthum Sachsen, welche ungerechte 
Forderung der Kurfürst mit aller Entschiedenheit zurückwies. Hierauf 
erhob Wilhelm andere Ansprüche. Zur Entscheidung dieser Streitig- 
keiten wurden 5. Schiedsrichter ernannt, welche nach längeren Be- 
rathungen, mit Ausnahme einiger kleinen Abänderungen, die Theilung 
bestätigten, wie sie zwischen den beiden Brüdern vorgenommen worden 
war: Nun würde sich doch, so könnte man wenigstens glauben, Herzog 
Wilhelm beruhigt haben. Weit gefehlt. Da für den Augenblick 
kein neues Stück Land zu erlangen war, so sann Apel von Vitzthum 
auf ein anderes Mittel, die Feindschaft zwischen den beiden Brüdern 
zu unterhalten. Er brachte nämlich seinen Herrn zu dem abscheulichen 
Entschlusse, den König von Böhmen als Erben Thüringens ein- 
zusetzen, sobald er (der Herzog) ohne Erben sterben sollte. Solch 
eine Bestimmung konnte sich natürlich der Kurfürst nicht gefallen 
lassen. Zunächst verlangte er alles Ernstes, daß sein Bruder die 
Urheber des Unfriedens, namentlich Apel von Vitzthum, von seinem
	        
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