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abliefern sollte; allein der Kurfürst verordnete, daß sie nach Freiberg
gebracht und dem Rathe zur Verwahrung übergeben werden sollten.
Prinz Albert schlief in der Nacht vom 8. zum 9. Juli im Kloster
zu Grünhain. Am 9. morgens traf man die nöthigen Anstalten zum
feierlichen Zuge nach Altenburg. Einen Triumphzug ähnlicher Art
hatte die Welt wohl noch nicht gesehen. Voran schritt Georg Schmidt
mit rußigem Gesicht, seinen Schürbaum, der ihm bei Rettung des
Prinzen so wichtige Dienste geleistet, statt einer flatternden Fahne
tragend. In gleichem Aufzuge folgten ihm die anderen Köhler, welche
sich's ebenfalls nicht nehmen lassen wollten, Zeugen der Freude zu sein,
welche des Prinzen Rückkehr hervorrufen würde. In der Mitte er-
blickte man einen holden Knaben, auf dessen Angesicht die kindlichste
Freude strahlte — es war der gerettete Prinz. Die Bewohner der
Ortschaften, welche der Zug berührte, strömten herbei und gaben ihre
Freude über die glückliche Rettung des Prinzen auf jede Weise kund,
ja manche küßten vor Entzücken die schwarze Hand des Köhlers.
In Altenburg aber kannte der Jubel keine Grenzen. Auf den Straßen
wogten die Menschen auf und nieder, viele gingen dem Zuge entgegen
und empfingen ihn unter lautem Zujauchzen.
Wer vermag aber das Entzücken zu schildern, welches Friedrichs
und Margarethens Herz erfüllte, da sie ihren geliebten Sohn nun
wieder in ihre Arme schließen konnten! Diese Freude durchzog aber
bald wieder ein bitterer Schmerz — noch fehlte ihr erstgeborener Sohn,
über dessen Schicksal noch nicht das geringste entdeckt worden war, obgleich
die ganze Bevölkerung an seiner Aussuchung Theil nahm, die dichtesten
Wälder durchsuchte und auf den Wegen den Räubern auflauerte.
Am 11. Juli, es war Donnerstags, empfing der Amtshauptmann
Veit von Schönburg von Wilhelm von Mosen und von Schönfels
einen Brief, in welchem es ungefähr hieß: „Es reue sie, daß sie
Kunz von Kaufungen zu Willen gewesen wären, ihrem lieben Kur-
fürsten und seinen Söhnen Leides zu thun. Weil aber der Kurfürst
ein sanftmüthiger Herr sei, so hofften sie Gnade und in diesem Ver-
trauen theilten sie dem Herrn von Schönburg mit, daß sie den jungen
Prinzen Ernst lebendig und gesund in sicherem Gewahrsam hätten.
Wolle er ihnen nun bei dem Kurfürsten Gnade und Befreiung von
aller Strafe an Leben, Ehre und Gut auswirken und dies ihnen
schriftlich versprechen, so wollten sie den jungen Fürstensohn unverletzt
wiederbringen. Käme er aber, sie zu fangen, so würden sie den
Prinzen erstechen, sich bis aufs Aeußerste wehren, sich endlich selbst
tödten und gewiß nicht ohne großes Blutvergießen in die Hände ihrer
Feinde fallen. Die Antwort möchte man ihnen schriftlich geben."“
Mosen und Schönfels waren nämlich mit dem Prinzen nicht
weiter, als bis nach Hartenstein gekommen. Noch weiter vor-
zudringen, konnten sie durchaus nicht wagen. Ringsum ertönten die
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