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Ermland und Natangen am frischen Haff, Barten zwischen Alle und
Angerapp, Sudauen und Galinden längs der masurischen Seeen,
Samland zwischen dem Frischen und Kurischen Haff, Nadrauen
und Schalauen am Kurischen Haff) gab es einen oder mehrere
Häuptlinge mit landesfürstlicher Macht; in den Volksversamm-
lungen entschieden meist die Edeln (reiche, angesehene Geschlechter).
Großen Einfluß übten die Priester (Waidelotten) und beson-
ders deren Oberster, der Kriwe im Romowe, einem Heiligtum
in Nadrauen. Die Toten wurden verbrannt, die Asche in tö-
nernen Urnen beigesetzt; das jenseitige Leben hielt man für eine
gleichmäßige Fortsetzung des irdischen.
Die Bekehrungsversuche der slawischen Nachbarn (Bischof
Adalbert von Prag # 997; Erzbischof Brun f 1009; Bischof
Christian, früher Mönch zu Oliva, 1212) waren ebenso frucht-
los wie ihre kriegerischen Angriffe und reizten die Preußen nur
zu wilden, verheerenden Einfällen in das Gebiet der Masuren,
Polen, Pommern. Da baten Bischof Christian und der polnische
Herzog Konrad von Masovien 1226 den deutschen Orden
um Hilfe.
Der Orden „des deutschen Hauses unserer lieben
Frauen zu Jerusalem“ (daher auch Marienritter oder Deutsch-
herren genannt) war 1190 im Lager vor Akkon aus einer
Spitalstiftung lübischer und bremischer Kaufleute vom Schwaben=
herzog Friedrich festgestellt, 1198 aber rittermäßig eingerichtet
worden, mit den Gelübden der Rittermönche (Armut, Gehorsam,
Keuschheit, Bekämpfung der Ungläubigen, Krankenpflege) und dem
Abzeichen des schwarzen Kreuzes auf weißem Mantel, und
kam bald, besonders unter seinem vortrefflichen Hochmeister
Hermann von Salza, zu großer Blüte. 1230 schickte dieser
nun eine Schar von Rittern unter dem Landmeister Hermann
Balk ab, um das Heidenland Preußen, welches Kaiser und
Papst dem Orden geschenkt, zu erobern.
Vom Kulmerlande aus drangen die Ritter vor, besiegten,
durch deutsche Kreuzfahrer unterstützt, einen Gau nach dem andern
und sicherten jede neue Eroberung durch Ansiedlung deutscher
Einwanderer in festen Städten und Burgen. Doch widerstanden
die Preußen mit solcher Ausdauer und Tapferkeit, daß der blu-
tige Kampf ein halbes Jahrhundert (bis 1283) währte. Ahnlich
wie in der Mark Brandenburg die Wenden wurden auch hier