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die Unterworfenen von den Deutschen allmählich verdrängt
oder deutsch gemacht.
Nachdem jede Aussicht, den Türken Palästina abzugewinnen,
verschwunden war, verlegte der Hochmeister 1309 seine Residenz
nach Preußen; das prachtvolle Schloß in Marienburg war
fortan des Ordens Haupthaus. Von hier aus herrschte er mit
Weisheit und Kraft, beraten von den hohen Ordensbeamten,
den Gebietigern, über das Land; Komture befehligten unter
ihm die einzelnen Burgen. Der Kampf gegen die heidnischen
Litauer im Osten hielt die kriegerische Tüchtigkeit der Ritter
aufrecht (Sieg bei Rudau 1370); ihre Weltentsagung machte,
daß sie vom Lande wenig bedurften; unparteiisch waltete der
Orden über den Ständen, schützte jeden in seiner Freiheit und
Habe, übte ein musterhaftes Regiment. Die goldene Zeit des
Ordens war unter Winrich von Kniprode 1351—1382; wie
ein Garten Gottes blühte das Preußenland. Am Anfang des
15. Jahrhunderts erstreckte sich der Ordensstaat von der Oder
bis zur Düna; der Schwertbrüderorden, der Livland er-
obert und bekehrt hatte, war 1237 dem deutschen Orden bei-
getreten.
Der Glaubenskrieg hörte aber auf, als Großfürst Jagiello
von Litauen sein Volk 1386 bekehrte und mit Polen zu einem
Reiche vereinigte. Seitdem erschlaffte der Orden. Die Sitten-
zucht wurde locker und die Regierung selbstsüchtig. Adel und
Städte murrten über die Willkür und Habsucht der Ordens-
ritter, und als diese 1410 in der Schlacht bei Tannenberg
(bei Osterode) von den Polen und Litauern eine große Nieder-
lage erlitten, ging die Macht des Ordens zu grunde. Zwar
rettete der tapfere und kluge Komtur Heinrich von Plauen
die Marienburg, die Jagiello fruchtlos belagerte. Auch kostete
der Frieden (zu Thorn 1411) außer Geld nur Samogitien (das
untere, nordwestliche Litauen). Aber die Ordensbrüder wollten
die Reformen, die Heinrich als Hochmeister ihnen zumutete (zu-
mal den ständischen „Landrat"), nicht ertragen, setzten ihn ab,
warfen ihn sogar in den Kerker. Die Unzufriedenheit der schwer
besteuerten Stände wuchs. 1440 bildeten sie zu Marienwerder
den „Preußischen Bund“ zur Verteidigung ihrer Rechte gegen
die Übergriffe des Ordens und erklärten 1454 diesem den Krieg;
zugleich riefen sie den König Kasimir von Polen zu Hilfe. Ver-