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land den zu Boden geschlagenen Protestantismus wieder auf.
Nachdem er bei Lützen 1632 gefallen war, setzte Schweden im
Bunde mit den meisten süd- und westdeutschen Protestanten den
Kampf fort; die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg aber
schlossen 1635 zu Prag mit dem Kaiser Frieden, in welchem
Sachsen die Lausitz gewann. Georg Wilhelm bewog zu die-
sem Schritt teils die gegründete Furcht, daß die Schweden
Pommern in dauerndem Besitz behalten würden, teils die öster-
reichische Gesinnung seines Ministers, des katholischen Grafen
Adam von Schwarzenberg. Dennoch wurde die Mark nach
wie vor von beiden kriegführenden Parteien mit gleicher Wild-
heit verwüstet. Nachdem der schwedische Feldherr Baner 1636
bei Wittstock die Kaiserlichen geschlagen, rächte er des Kurfürsten
Abfall entsetzlich an dem Lande. Dann kamen wieder die kaiser-
lichen Soldaten und wüteten ganz ebenso mit Raub und Brand,
Folter, Mord und Greuel jeder Art gegen das unglückliche Volk.
Niemand war da, der es schützte. Der Kurfürst schwankte tat-
los hin und her; die Stände feilschten, wenn er von ihnen Geld
zur Anwerbung von Söldnern forderte, obwohl doch die Mans-
feldischen, Dänen, Schweden, Kaiserlichen allemal das Hundert-
fache raubten und zerstörten, als zum ordentlichen Schutze des
Landes verweigert worden war. Oder die wenigen schlechtbe-
zahlten Söldner drückten das eigene Land, das zu verteidigen sie
zu schwach waren. Sich selbst aber zu schützen gegen diszipli-
nierte Truppen, dazu reichte der Rest von Wehrhaftigkeit, der
noch in dem Adel und den Bürgern geblieben war, nicht aus;
der Bauer besaß nicht einmal ordentliche Waffen mehr. Endlich
starb Georg Wilhelm (1640); aber das Land war ein Trümmer=
haufen, fast eine Einöde geworden, und der schreckliche Krieg
raste noch immerfort.
§ 31. Am Ende des 16. Jahrhunderts waren vier Fünftel
des deutschen Volkes protestantisch; die Evangelischen überwogen
selbst in den kaiserlichen Erblanden. Was sie zu Fall brachte
und dem Katholizismus in Süd= und Westdeutschland wieder zur
Herrschaft verhalf, war vornehmlich der Haß, die Uneinicgkeit
zwischen Kalvinisten und Lutheranern. Durch des luthe-
rischen Kursachsens Abfall erhielt der strengkatholische Habsburger
Ferdinand II. die Kaiserkrone 1619 und den Sieg über den refor-
mierten Friedrich von der Pfalz und von Böhmen 1620; in