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schon mit unverhohlenem Interesse zugesehen hatte, langsam
heran und sagte: „Ick möcht woll unnerschrewen, aberst“ —
Der Geometer ließ ihn nicht ausreden und wandte sich sofort
an Bismarck: „Der Mann will unterschreiben, Herr Deich-
hauptmann.“ — „Schön, mein Sohn,“ antwortete dieser und
sah ihn fest an. Der Bauer hatte gewiß noch mehr sagen
wollen, aber unter dem Banne dieser Augen griff er ungeschickt
nach der Feder und malte seine Hieroglyphen unter das Akten-
stück. Der Bursche rückte den Tisch ein klein wenig zur Seite,
und schleunigst verschwand der Bauer durch die Ausgangstür
des Zimmers. Dann kam noch einer und noch einer, und
nach einer halben Stunde hatten alle unterschrieben, ganz zuletzt
der alte Bauer, der zuerst gesprochen hatte. Als die Verhand-
lung geschlossen war, drückte der Geometer seine Verwunderung
aus, daß alles so glatt verlaufen war. Lachend erwiderte Bis-
marck: „Ja, mein Lieber, man muß mit der Bande eben um-
zugehen werstehen.“#
Schönhausen, 1848.
Unterredung mit dem Landrat von Kleist-
Retzow, betreffend die beste Regierung für
Preußen.“")
Als Kleist-Retzow im Jahre 1848 ein Ministerium bilden
sollte, dies aber ablehnte, weil er sich durchaus nicht für be-
fähigt dazu hielt, und dann zu Bismarck nach Schönhausen
fuhr, um es seinem Freunde mitzuteilen, rief ihm dieser zu:
*) Einige Aufzeichnungen über Gespräche Bismarcks aus
dieser ältesten Zeit findet man in dem Werke Ernst Ludwig
von Gerlach, Aufzeichnungen aus seinem Leben und Wirken
1795—1877. Herausgegeben von Jakob von Gerlach Bd. I.
S. 425 (Bismarcks christlicher Glaube ursprünglich Pantheist),
(Befürwortung der Trennung von Staat und Kirche).
**) A. Andrae Roman, Erinnerungen eines alten Mannes
an den Fürsten Bismarck im „Daheim“ 1899, S. 154.
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