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ihm vorgeschlagene, durch welche niemand verletzt werden könne.
„Ehe ich aber weiter in der Sache etwas tue, wünsche ich die
Ansichten Ihres Königs kennen zu lernen und mich namentlich
auch darüber zu vergewissern, daß derselbe nicht etwa in der
verfassungsmäßigen Gewährung des Vorsitzes an Bayern eine
Verletzung oder Zurücksetzung erblickt.“
Friesen: „Mein Allergnädigster Herr hat, wie ich bereits
jetzt weiß, gegen die verfassungsmäßige Gewährung des Vor-
sitzes an den König von Bayern nicht das geringste Bedenken
und er hält die Idee selbst für eine ganz glückliche, um den
Wünschen Bayerns zu entsprechen, soweit dies ohne Beeinträch-
tigung allgemeiner Interessen möglich ist.“
Versailles, 16. November 1870.
Unterredung mit dem Kropprinzen über die Los-
sagung Rußlands von dem Vertrage von 1856
und die deutsche Frage.“
Bismarck: „Kgl. Hoheit haben mich in Verdacht der
Mitwissenschaft an dem russischen Schritt in der Pontusfrage,
der die öffentliche Meinung in England so sehr erregt. Ich
kann Sie versichern, daß mir jedes Mitwissen an der russischen
Aktion fremd ist.“
Kronprinz: „Und wie lange wird es noch währen, bis
die deutsche Frage zum Abschluß gelangt?“
*) Versailles, Anfang November 1870. Beim Bekannt-
werden der Gortschakomschen Note vom 31. Oktober, worin er
erkllärte, daß Rußland an die Bestimmung des Pariser Ver-
trages von 1856, betreffend die Neutralisierung des Schwarzen
Meeres, sich nicht mehr gebunden erachte, soll Bismarck nach
dem Tagebuch des Kronprinzen (siehe 19. November) gerufen
haben: „Die dummen Kerls haben vier Wochen zu früh be-
gonnen.“