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Friedrichsruh, 31. März 1894.
Gespräche während des Morgenspazierganges."
Gegen Mittag machte Bismarck den gewohnten Spazier-
gang durch den Park an den Fürstenteich. Drei Hamburger
Damen überreichten Bougets von Blumen, die, wie er sagte,
bei ihm nicht gedeihen. Bei der Vorstellung sagte eine der
Damen: „Ich bin die kleine Wilde, war schon im vorigen
Jahr da.“ Biemarck sann eine Weile und erinnerte sich der
vorjährigen Begegnung.
Dann sich einem ihm unbekannten Herrn zuwendend:
„Kommen Sie aus Hamburg?“ Derselbe trat vor, nannte
seinen Namen und meldete sich als Vertreter der „Berliner
Neuesten Nachrichten“.
Bismarck: „Sind es auch immer die neuesten?“
„Ich denke, Durchlaucht.“
Bismarck: „Na, wenn es auch nicht immer die neuesten
sind, wenn nur, das ist für den Journalisten die Haupt-
sache, wie bei Ihnen die Nachrichten von Bedeutung sind.“
„Durchlaucht haben herrliches Geburtstagswetter!“
Bismarck: „Ja, ich freue mich auch. Wenn es regnet
und der Fackelzug hat eben angefangen und die Leute,
wenigstens die Musik, wollen dann bei mir untertreten, dann
komme ich in große Verlegenheit, weil mein Haus zu klein
ist. Und im Regen ist schlecht Musik machen. Na, heute hat
ja der Himmel Einsicht.“
Nun wandte sich Bismarck zu drei jungen Leuten, wovon
einer aus Brasilien war. Er fragte ihn, ob er englisch
spreche. — Nein, nur wenig! „Na und ich spreche nicht
portugiesisch. Bleiben Sie nur, bis drüben alles wieder
still ist.“
*) „Berliner Neueste Nachrichten“ Nr. 161 vom 31. März
1894.
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