Full text: Also sprach Bismarck. Band III. 1888 - 1898. (3)

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einer Zuschrift über sein damaliges Verhalten gelesen hatte. 
Es war darin gesagt worden, daß sowohl König Wilhelm, 
als er selbst, das Bedürfnis empfunden hätten, die französische 
Empfindlichkeit tunlichst zu schonen. Bismarck bestritt dies, 
weil die kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich, sowohl 
zur Aufrechterhaltung der Stellung Preußens in Europa, 
wie zur Erlangung der deutschen Einheit nicht zu umgehen war. 
Den historischen Vorgang seiner Redigierung der Emser 
Depesche schilderte Bismarck folgendermaßen: „Moltke und 
Roon waren bei mir gerade zu Tische, als der Abeken'sche 
Text über die Vorgänge in Ems einlief. Ich habe ihn den 
beiden Generalen vorgelesen, und der Eindruck war der, daß 
die beiden alten Blutvergießer lange Gesichter machten und 
Messer und Gabel niederlegten, der Appetit war ihnen ver- 
gangen. Da habe ich sie gefragt, ob das Heer in der Lage 
sei, mit Sicherheit auf Erfolg den Krieg gegen Frankreich 
aufzunehmen, was Beide eifrigst bejahten. Daraufhin habe 
ich mich mit dem Abeken'schen Text an einen Nebentisch ge- 
setzt und denselben so formuliert, wie er später als „Emser 
Depesche“ in der europäischen Presse veröffentlicht worden 
ist. Als ich die neue Fassung den beiden Generalen vorge- 
lesen, nahmen sie ganz vergnügt Messer und Gabel wieder 
auf und setzten die unterbrochene Mahlzeit mit sichtlichem 
Behagen fort. So war aus der Chamade die Fanfare ge- 
worden. " 
Tatsächlich war die Kriegserklärung schon in den Verhand- 
lungen der französischen Kammer vom 6. Juli enthalten: 
ich verweise auf das Zeugnis von Glais-Bizoin und Arago, 
die schon damals sagten, daß dies keine Debatte, sondern 
eine Kriegserklärung gewesen sei, unterstützt durch die lärmende 
französische Presse und Massen-Demonstrationen in der Rich- 
tung der bekannten Schlagworte: „Wir müssen die Preußen 
unter ein kaudinisches Joch bringen!“ „Wir müssen sie mit 
den Flintenkolben im Rücken über den Rhein stoßen ! „La
	        
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