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Prusse cane!“ Ich habe aus diesen Vorgängen den Ein-
druck erhalten, daß keint Nachgeben Preußens auch nicht um
Strohhalmes Breite mehr möglich war, und ich habe deshalb
die Kabinettsfrage gestellt für den Fall, daß diese fran-
zösischen Unverschämtheiten ruhig hingenommen werden sollten,
zumal der Rücktritt des Prinzen von Hohenzollern von der
spanischen Kronkandidatur unter den obwaltenden Umständen
geschichtlich den Eindruck machen müßte, als sei er durch fran-
zösische Kriegsdrohungen erzwungen worden. Zur Kenntnis
des Königs gelangten diese Details in ihrer Vollständigkeit
vor seiner letzten Entschließung nicht; aber wer sie kannte,
mußte das Gefühl haben: wenn nach diesen Vorgängen sowie
nach den späteren Aeußerungen von französischer Seite die
preußische Friedfertigkeit zu Gunsten Frankreichs ausgebeutet
wird und der Krieg unterbleibt, so kommt Preußen damit
in eine Lage, welche ihm seine deutsche und großmächtige Zu-
kunft abschneidet, und die preußische Leitung wird früher
oder später das Bedürfnis fühlen, den französischen Krieg
unter weniger günstigen Umständen selbst herbeizuführen, wenn
es seinem deutschen und europäischen Berufe gewachsen bleiben
will. Diese Eventualität ist durch die Vorgänge und Ent-
schließungen vom 14. bis zum 19. Juli 1870, wo dann die
Kriegserklärung Frankreichs erfolgte, zum Glücke für
Preußen beseitigt worden.“
Bismarck schilderte dann die Vorgänge bei der Rückkehr
König Wilhelms aus Ems auf der Fahrt zwischen Branden-
burg und Berlin und auf dem Berliner Bahnhofe in der
bekannten Weise und bestätigte, daß der damalige Kron-
prinz es gewesen sei, welcher mit der Verkündung an das
auf dem Bahnhofe versammelte Publikum: „Se. Mojestät
haben soeben die Mobilisierung der gesamten Armee be-
fohlen !“ das entscheidende Fait accompli geschaffen habe.
„Der vormalige Erzbischof Ledochowski kam in das
deutsche Hauptquartier nach Versailles, um das Eintreten