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Friedrichsruh, 17. Oktober 1889.
Unterredung mit dem Vertreter von Mr. Edison,
Herrn Wangenheim, bei Vorführung des Phono-
graphen.“ I
Wangenheim: „Möchten Eure Durchlaucht, nachdem ich
Ihnen den Phonographen vorgestellt, nicht einige Worte zur
Erinnerung „für das deutsche Volk“ hineinsprechen?“
Bismarck: „Das laß ich lieber bleiben, Sie machen
doch nur Ihre Glossen dazu.“ — Indessen tat er es gleich-
wohl. Zunächst zitierte er das kleine amerikanische Volkslied:
„In good old colony times“. Hierauf sprach er den Anfang
des Uhlandschen Gedichtes „Als Kaiser Rothbart lobesam“,
und dann die erste Strophe von „GCaudeamus igitur.“ Die
an den Grafen Herbert Bismarck gerichteten Worte lauten:
Sei mäßig in der Arbeit, mäßig im Essen und auch etwas
mäßig im Trinken, — das ist der Rat eines Vaters an seinen
Sohn.“ — Als bei der für die Familie bestimmten Rolle
die Fürstin Bismarck einige Sätze auf das Instrument über-
tragen hatte, sprach Bismarck auf Ersuchen den Ausdruck
des Beifalles und fügte launig hinzu: „Ich würde mich
auch hüten, nicht Bravo zu rufen, wenn meine Frau ge-
sprochen hat!“ —
Im Laufe der Vorführung bemerkte Bismarck: „Es
muß eine ungeheure Arbeit erfordert haben, der Natur solche
Erfolge abzuringen. Der Apparat ist „# clever instrument“
und er hat eine große Zukunft. Es kommt mir beinahe vor,
wie eine Verwirklichung der Münchhausen-Geschichte, wo der
Ton in dem Horn festfror und später aufzutauen begann;
aber dies geht noch über Münchhausen, denn man hört das-
selbe 10.000 Mal.“ Die phonographische Unterhaltung wurde
am Abend noch auf anderthalb Stunden fortgesetzt.
*) „Tägliche Rundschau“ Nr. 236 und 237 vom 9. und
10. Oktober 1889. „Berliner Lokalanzeiger“ Nr. 237 vom 10. Ok-
tober 1889.