Drittes Eapitel.
Politische Berhältnisse in den ersten Monaten des
Jahres 1745.
Nach dem gewöhnlichen Laufe der Dinge dürfte man schon
voraussetzen, daß der widerwärtige Erfolg der Waffen, das Miß-
lingen des großen Unternehmens, eine der preußischen Politik un-
günstige Rückwirkung hervorbringen mußte.
Während des Schwankens aller deutschen Verhältnisse, der Span-
nung und Aufregung, welche der Beginn und Gang und dann der
Ausschlag des Krieges in Böhmen veranlaßte, konnte jener Bund
deutscher Fürsten, durch welchen dem Reiche die Entscheidung der
großen Streitfrage gesichert werden sollte, keinen Fortgang gewinnen.
Die fränkischen Stände, von denen bei der Union so viel die
Rede gewesen war, auch die Markgrafen, beantworteten die Auf-
forderung des Kaisers doch nur mit allgemeinen Betheuerungen ihrer
Ergebenheit, nicht ohne ihrer Schwäche und Gefahr zu gedenken. Der
Herzog von Gotha sagte, er heiße den ganzen Zweck gut, aber seinen
Beitritt verhindere zunächst die Nothwendigkeit, sich mit seinen Stamm-
vettern darüber zu berathen. Friedrich hatte dem jungen Herzog von
Würtemberg die Majorennitätserklärung und damit einen früheren
Regierungsantritt verschafft, der Gedanke der Union hatte ihm eigent-
lich seine politische Existenz gegeben; das konnte ihn aber nicht be-
wegen, derselben beizutreten. Er bezog sich auf die Rathschläge,
welche ihm Friedrich bei jener Gelegenheit selbst ertheilt hatte, unter
denen einer dahin lautete, daß er sich weder an Frankreich noch an
Oesterreich anschließen solle, weil er bei einem erfolgenden Glücks-
wechsel alsdann die Rache des einen oder des andern zu befürchten