140 Elftes Buch. Drittes Capitel.
Alles ging davon aus, daß der Anführer der an die Lahn vor-
geschobenen Heeresabtheilung, jener Maillebois, in dem die Deutschen
nur einen aufgeblasenen und übermüthigen Pariser Gecken erkennen
wollten (wie oft hatte er den Kaiser schnöde behandelt!), entweder
wirklich zu schwach war oder doch den Muth nicht fühlte, die aus
den Niederlanden unter dem Herzog von Arenberg heranrückenden
verbündeten Truppen zu erwarten. Die Stellung, die er verließ,
war d.#rrum so wichtig, weil sie Hessen deckte, das jetzt den lebhaftesten
Antbeil an der französisch-baierischen Sache nahm. Der Räückzug der
Franzosen setzte das Land den Gewaltthätigkeiten der arenbergischen
Truppen aus, und der Prinz-Statthalter hielt für nothwendig, für
sich selber zu sorgen und mit dem Anführer eine seine Landschaft
sichernde Abkunft zu treffen. Er zog in Betracht, daß die Union
ohnehin durch den Tod Kaiser Carls VII aufgelöst sei, und versprach,
daß die hessischen Truppen, die sich mit dem kaiserlichen Heere in
Baiern befanden, dort wenigstens an keinem Angriffe Antheil nehmen,
sondern sich ruhig in ihren Quartieren halten sollten 1). Durch die
französischen Subsidien achtete er sich nicht verpflichtet, ein System
fortzusetzen, welches Verderben über sein Land bringen konnte. Aber
die Wirkung dieser Abkunft ward nun für Baiern selbst entscheidend.
Nicht allein, daß an keine Bewegung gegen Oesterreich weiter zu
denken war, sondern das ganze dort versammelte Heer ward in sich
selber irre. Die jetzt wieder hervorbrechenden Oesterreicher unter
Bathiany und Bernclau richteten ihre Anfälle gerade gegen die von
den Hessen besetzten Plätze, entrissen ihnen Vilshofen (28. März)
und drängten sie über die Isar zurück, wie man denken kann, ohne
Mühe, da Alles durch die veränderte Politik gelähmt war; der junge
Kurfürst fand sich genöthigt, wie zwei Jahre früher sein Vater,
München zu verlassen und eine Zuflucht in Augsburg zu suchen; man
sah voraus, daß er bald Frieden werde schließen müssen.
1) Nach Klinggräfens Erzählung vom 23. März sagt Arenberg dem
Prinzen, nur ungern wllrde er die Staaten des Königs von Schweden an-
greisen, wo denn die hessischen Truppen seien? nach des Kaisers Tode könne
man sie nicht mehr als dessen Hülfsvölker ansehen. Der Prilz antwortet:
du’ils étoient en Bavière en leurs quartiers et qu’ils les défendroient,
jusqu'an ce qu’on ent trouy#é une occasion pour les faire retirer; worauf
die entsprechenden Befehle solgen. — 25. Dec.: Der Prinz will zwar, daß sie
die baierischen Plätze vertheidigen, aber sie haben die Tramontane verloren.
31. Dec. Vor dem Anfall der Oesterreicher und dem in Vilshofen veranlaßten
Brande: Dans cette confusion les Autras ont eu beau jeu et la garnison,
2500 h. la plus part Hessois a 6t6 presquc toute passé au fll de I’épe.