Politische Verhältnisse in den ersten Monaten des Jahres 1746. 141
Dahin kam es in rascher Folge. Der Kaiser todt, sein Sohn
aufs neue seines Erblandes beraubt; die Union entweder nicht zu
Stande gekommen oder, so weit sie dies war, wieder zertrümmert:
die Kriegführung der Franzosen so mangelhaft und für die deutschen
Dinge unausträglich wie jemals. Es mag gut sein für Frankreich,
sagt Friedrich, daß es Flandern erobert, für Preußen ist das ohne
Bedeutung. Der König sah sich ganz auf sich selber angewiesen.
Und in diesem Moment erhoben sich nun seine Feinde energischer
als je.
In Deutschland erwachten alle Abneigungen gegen den preußischen
Namen und alle alten Sympathien mit dem Hause Oesterreich. Man
wünschte das Kaiserthum wieder an das Haus Oesterreich zurückkehren,
oder vielmehr an das nun mit jenem identificirte Haus Lothringen
kommen zu sehen. Daß Friedrich sich mit den Franzosen verbündet
hatte, gewährte ihm keine Erleichterung und erweckte ihm, denn allent-
halben war ihre Gegenwart verhaßt, den Widerwillen der deutschen
Bevölkerung. In den höheren Kreisen hatte sein unerwartetes Kriegs-
unternehmen, dessen Motive die Meisten nicht einsahen, Niemand an-
erkannte, das man nur einem schrankenlosen Ehrgeiz zuschrieb, der
immer nach mehr trachte, einen Unwillen hervorgerufen, der sich selber
höchst gerechtfertigt erschien. Der Haß der natürlichen Gegner fand
allenthalben Rückhalt und Beifall und sann um so entschlossener auf
sein Verderben.
Man sah das zunächst an dem Bezeigen von Sachsen.
Die Meinung der Franzosen war, der Candidatur des Groß-
herzogs von Toskana die Bewerbung des Kurfürsten von Sachsen
entgegenzusetzen. So schwer es dem König von Preußen auch wurde,
denn daß die kaiserliche Macht in den Händen eines eifersüchtigen
Nachbarn ihm nicht förderlich sein werde, konnte ihm nicht entgehen,
so fand er sich doch in den Vorschlag; als der französische Gesandte
Valori sich nach Dresden begab, um die Sache in Gang zu setzen,
hat er ihm wohl in der Aufregung eines lebendigen Gesprächs ge-
sagt, er werde sich Altäre verdienen, wenn er dieselbe durchführe.
Auch fehlte es in Dresden damals so wenig wie früher an dem
Wunsche, diese Krone zu erlangen: König und Königin wie die Mi-
nister schmeichelten sich damit. Große Schwierigkeiten machte der Be-
sitz des polnischen Thrones, doch hielt man nicht für unmöglich, sie
zu beseitigen, auch hätte sich der Dresdner Hof mit dem französischen
an sich leicht verständigt; daß dies aber geschähe so lange Frankreich
mit England Krieg führte, daß er sich in dem damaligen Augen-