142 Elftes Buch. Drittes Capitel.
blicke wieder mit Preußen vereinbaren sollte, war ein Ding der Un-
möglichkeit.
Schon hatte Sachsen, auf dem einmal eingeschlagenen Wege fort-
schreitend, seine Verbindungen nach den andern Seiten hin immer be-
stimmter fixirt.
Am 8. Januar 1745 ward zwischen August III, den beiden
Seemächten und der Königin zu Warschau ein Bund geschlossen, der
auch auf die deutschen Angelegenheiten unmittelbar Beziehung hatte.
Die Königin und beide Könige, alle drei Kurfürsten versprechen, ein-
ander in den geheimen Artikeln desselben, an dem Neichstage gemein-
schaftliche Sache zu machen, wie das ihrem und zugleich dem Interesse
von Holland am angemessensten sei. Sie wollen untereinander und
zugleich mit anderen Reichsständen, hauptsächlich aber mit den drei
geistlichen Kurfürsten, solche Maßregeln nehmen, welche sie für die
Ruhe und Sicherheit von Deutschland nöthig erachten. Namentlich
verspricht Sachsen, zur Vertheidigung von Böhmen 30000 M. ins
Feld zu stellen, wogegen es 150000 Pfd. Sterling, zu einem Dritt-
theil von Holland, die beiden übrigen von England beziehen sollte.
Ein Verhältniß der Truppenzahl und der Summe der Subsidien,
welches man als sehr ungünstig für Sachsen bezeichnen würde, wenn
man nicht wüßte, daß ihm noch ganz andere Aussichten eröffnet
wurden 1).
Nicht auf die Vertheidigung von Böhmen allein nämlich war es
abgesehen, sondern auf die Eroberung von Schlesien. König August 1II
war darin nicht viel minder eifrig als die Königin selbst. Er rieth
ihr, lieber Friede mit Frankreich und Baiern zu machen und alle
Kräfte anzustrengen, um zunächst seinen gefährlichen kriegsmächtigen
Nachbar zu überwältigen. Ueberaus merkwürdig sind die Unterhand-
lungen, welche im Laufe des Winters wischen den beiden Höfen ge-
pflogen wurden.
Die Forderungen, welche Sachsen für eine Cooperation gegen
Schlesien aufstellte, waren besonders zwei: die eine minder bedeutend,
wiewohl auch für die Königin keineswegs bequem, die Uebertragung
der alten böhmischen Lehnsherrlichkeit über Schwarzburg, Reuß und
Schönburg auf den sächsischen Hof, die andere aber von der größten
Wichtigkeit, die Abtretung der drei Herzogthümer Jauer, Sagan und
Glogau, um die so lange gewünschte Verbindung zwischen Polen und
Sachsen zu gewinnen.
1) Brühl, 5. Febr. 1746: Die Bewegursachen, warum man ein so mäßiges
Subsidienquantum acceptiret, jeien nach der Hand sehlgeschlagen.