Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 29. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. (29)

14 Elftes Buch. Drittes Capitel. 
land zu bedienen; auch in Polen verschaffte er sich eine Partei. 
Wahres und Falsches wurde vermischt, um Eindruck bei der Kaiserin 
Elisabeth zu machen, die nicht mehr unempfänglich dafür war. Ihre 
ursprünglich für Frankreich und Preußen günstige Stimmung war 
dadurch verändert, daß eine Depesche des französischen Gesandten 
Chetardie, worin er von ihrer Vergnügungssucht und Arbeitsscheu in 
abschätzigen Worten sprach und ein sehr unvortheilhaftes Bild des 
russischen Hofes entwarf, aufgefangen und von den Feinden der fran- 
zösischen Allianz der Kaiserin vorgelegt wurde. Die Verdienste, die 
sich Chetardie jemals um sie erworben hatte, geriethen hierauf in 
Vergessenheit; Elisabeth war sehr geneigt, die äußeren Bezeigungen 
der Unzufriedenheit, welche der Marquis Botta erhielt, für eine hin- 
reichende Genugthuung zu nehmen, und es ist kein Zweifel, daß die 
Ungunst, welche die Franzosen traf, sich auch auf den Verbündeten 
derselben, den König von Preußen erstreckte, dem man ähnli 
Aeußerungen zuschrieb. Die verbündeten Höfe hofften, sie vollends 
auf ihre Seite zu ziehen, wenn sie mit ein paar Millionen ihre per- 
sönlichen Vergeudungen unterstützten und durch Eroberungsaussichten 
den von ihrem Vater auf sie vererbten Ehrgeiz befriedigen könnten. 
Der Plan, den sie vorlegten, war sehr umfassend. Rußland 
sollte mit einer Macht von 40000 M. regelmäßiger und einer An- 
zahl undisciplinirter Truppen an einem allgemeinen Anfall auf die 
preußischen Lande Theil nehmen und seine Waffen zunächst gegen 
Ostpreußen richten und es erobern. Leicht werde es dasselbe mit der 
Republik Polen gegen einige seinen Grenzen näher gelegene Districte 
austauschen können 7). Schlesien sollte an Oesterreich, Crossen und 
1) Artikel des entworfenen Acte séparé: Les bauts contractans se 
sont engagés de ne pas sc borrer de reconqurir sur ce prince le comté 
de Glatz et la partie de la Silésie qui n’'avoit pas été ccée par le 
traite de Breslau, mais encore d’employer tous les efforts humainement 
possibles pour procurer des avantages à ceux Dentre eux, qui pourroient 
avoir à craindre le ressentiment de ce princc, à moins quc sa trop grande 
puissance ne füt borndc ultérieurement. 3. II doit revenir à S. M. Po- 
lonaise pour le moins les principautés de Crossen et Zullichau tous les fiels 
de Bohème du roi de Prusse situes dans la Lusace, et le cercle de Saal 
faisant partie du duche de Magdebourg. 4) La haute et la basse 8i- 
lésie ne seront pas comprises dans le partage des états appartenants au 
roi de Prusse, ni réputés tels, la haute et la basse Silésie devant etre 
Préalablement et sans ötre démemb’rees restitukes à la reine de Hongrie. 
6. La Prusse ducale c. a. d. la partie de la Prusse à présem possédée 
Dar la maison de Brandenbourg appartiendra avec tous ses droits, pré-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.