— 316 —
war, Russland in einer Aggression gegen Deutschland zu för-
dern'), während Frankreichs Gelbbuch wieder wichtige Ent-
hüllungen über Russlands Politik gibt.) Im Blaubuch lesen
wir, wie fieberhaft Frankreich daran arbeitete, England in den
Strudel zu ziehen.?) Das deutsche Weissbuch und das öster-
reichisch-ungarische Rotbuch müssen andere Lücken der Drei-
verbandsveröffentlichungen ausfüllen. Sie müssen Englands
Dokumente über die deutsch-englischen Verhandlungen und
die belgische Frage, vor allem über die Frage der französischen
Neutralität ergänzen, sie müssen Russlands Schweigen über
seine konsequente Ablehnung aller österreichisch-ungarischen
Friedensbemühungenundihrer wachsendenNachgiebigkeit auf-
decken. Sie müssen Frankreichs vollständige Ablehnung des
deutschen Friedenswillens, seinen Entschluss, nichtneutral zu
bleiben, sondern aus eigenem Willen in den Krieg einzu-
treten, unterstreichen unddie französische Darstellung über den
Abbruch der deutsch- französischen Beziehungen richtig-
stellen.*) Auch die Akten der dem Dreiverbande verbündeten
Staaten sind zur Ergänzung der Dreiverbandsakten nötig.
Belgien muss den Beweis liefern, dass die Frage des bel-
gischen Widerstandes gegen Deutschland zuerst von London
und Paris aus ventiliert wurde, ehe sie noch in Brüssel
spruchreif war, wie auch England in diesem Zusammenhang
Frankreich belastet. Es muss als Kronzeuge für Englands
zum Krieg treibende Rolle in Petersburg einspringen.’)
Serbien endlich enthüllt die österreichischfeindliche Haltung
der russischen und der französischen Regierung lange vor
Ueberreichung des Ultimatums, kurz nach der Ermordung des
Erzherzogs.°) So will es ein merkwürdiges Schicksal, dass die
wichtigsten Züge der Politik eines jeden der Dreiverbands-
staaten nicht immer aus seinen eigenen Akten, sondern den
Akten seiner Verbündeten ersichtlich sind und zwar ge-
rade die belastenden Züge. Das gerade ist das Tragische
!\ Ob. Nr. 28, 29, 35, 53, 55, etc.
2?) Gib. Nr. 50.
») Bib. Nr. 6, 87, 99, 105, 116, 119, 134, etc.
4) Die Stücke der Neuausg. d. Wb. S. 335 ff. etc. und Rb. Nr.
18, 21, 26, 31, 32, 47, 49, 56.
5) Grb. Nr. 11, 24, 28, Bib. Nr. 151, Neuausg. d. Wb. Abschn. 4.
°) Serb. Bib. Nr. 13, 14, 29, etc.