76 Zehntes Buch. Fünstes Capitel.
waren einige gewandt genug, um sich dennoch zu behaupten; und
wer giebt jemals einen Einfluß, den er wirklich besitzt, frei-
willig auf?
Dazu ließ es sich Anfangs allerdings an, als werde die poli-
tische Hinneigung sich ändern, namentlich der französische Gesandte,
Marquis de la Chetardie, der die Revolution mit Rath und That,
hauptsächlich mit Geld unterstützt hatte, bei der neuen Regierung viel
Einfluß haben: es war einst davon die Rede, Elisabeth mit einem
französischen Prinzen zu vermählen.
So widerwärtig dem König von Preußen die Verbindung der
früheren Regierung mit Oesterreich gewesen war, so bedenklich war
ihm in den ersten Monaten des Jahres 1742 die Abhängigkeit der
damaligen von Frankreich; allein bald zeigte sich diese doch geringer
als er meinte. Chetardie hat, so viel wir wissen, die Schweden, welche
nunmehr besser gerüstet, den Augenblick der Unordnungen zu benutzen
suchten, um sich einen günstigen Frieden zu erzwingen, durch vortheil-
hafte Zusagen zurückgehalten, zu denen er ermächtigt zu sein glaubte,
die er aber hernach niemals zu erfüllen vermocht hat. Wenn ja Eli-
sabeth, nachdem ihre Regierung sich befestigt hatte, nicht auf den
ganzen Vortheil bestand, den fortwährend siegreiche Waffen ihr ver-
schafften, so stellte sie dagegen eine andere Forderung von der größten
Bedeutung auf.
Entschlossen, sich nicht zu vermählen, aber wohl begreifend, daß
eine befestigte Succession zu ihrer eigenen Sicherheit nothwendig
sei, saßte Elisabeth den Gedanken, den jungen Herzog Carl Peter
Ulrich von Holstein-Gottorp, Sohn ihrer Schwester, zu ihrem Nach-
folger zu erklären.
Nun war der König von Schweden, Friedrich I, alt und kinder-
los, und auch die schwedische Nation in dem Falle, auf die Wahl
eines Thronfolgers zu denken.
In den skandinavischen Königreichen tauchte der Gedanke auf,
eine neue und stärkere Union dadurch zu Stande zu bringen, daß
der Kronprinz Friedrich von Dänemark zugleich zum Thronfolger
von Schweden erwählt würde. Die unverhüllte Absicht war, eine
nordische Macht zu gründen, die 100,000 Mann ins Feld stellen
und den Russen besser als Schweden allein die Spitze bieten könne.
Im Frühjahr 1743 ist ein schwedischer Gesandter in Constantinopel
erschienen, um den Großherrn ausfzufordern, diese Combination, die
dem osmanischen Reiche zum größten Vortheil gereichen müsse, zu