Full text: Königlich-Baierisches Regierungsblatt. 1809. (4)

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*Nach dem Verbältnisse der Bevölkerung vertheilt sie die Zabl der Krieger, welche 
der jedesmalige Bedarf erfodert, unter ihren Kreisen, und nur der Staatsdiener, der 
Verbeurathete, der einzige Sohn, oder unentbehrliche Geselle ist künftig von der 
Militärpflichtigkeit befreit; bei der lezten Konskripzion h###te das loos kaum den 
sechsbundertsten unter euch getroffen. = Die österreichische Regierung wollte und. 
will mehr: das ganze Volk soll für sle aufsteben, und zu Felde ziehen; offen wage sie 
es nicht, mit dieser Foderung, welche den Standpunkt des Bürgers und des Kriegers 
verrückt,, aufzutreten; durch doppelzüngige Versprechungen, durch rabulistische Beru- 
sungen auf alte Urkunden, die sie anwendet, wie es eben zu ihrem Zwecke srommt, suche 
sie euch zu täuschen, euch auf den Hunkt zu bringen, wo ihr, weil die Gewalt euch 
entwunden ist, ihren Befehlen nicht mehr widersteben könnt. — Bewohner von Süd- 
baiern! welche Regierung verdient mehr Achtung und Zutrauen? 
(cherlich ist es, wenn die Oesterreicher die Ursache des verminderten Transito in 
der Mautordnung von # Sos sezen, welche die meisten Artikel mit geringerm Zollsuze 
belegt, als die vor derselben in Tirol bestandene Tariff von 1786; noch lächerlicher 
ist es, wenn sie „die Wiederbelebung des Transito“ als einen Dellberazions-Gegen- 
stand für den sogenannten auf den 1. Mai nach Brixen berufenen Kongreß verkünden, 
als ob es in den Mächten dieses erlauchten Konventikels — der willigen Jaherren und 
des sogenannten landesfürstlichen Kommissärs — stünde, die Aufhebung der Han- 
delssperre auf dem festen tande, eine Folge des Kampfes der grossen Mächte, zu de- 
eretiren!" Aber ein boshafter Kniff ist es, wenn sie euch von dem zwischen Icalien und 
Baiern geschlossenen Handelsvertrage, der noch nicht zur öffentlichen Kenneniß ge- 
kommen ist, den sie gewiß nicht kennen, glauben machen wollen, daß darin euere 
Gewerbs= und Handels-Interessen aufgeopfert seyen. Herabsezung der beiderseitie 
gen Zoͤlle und Befreiung des wechselseitigen Verkehrs von den bisher die Ein= und 
Ausfuhr beengenden Verfügungen ist der Zweck und Inhalt jenes Vertrages; die k65 
nigliche Mantkasse kann dabei verlieren, aber ibr könnt nur gewinnen, indem sich 
ein neuer Markt für euere Produkte, die Gelegenheit zur wohlfeilern Befciedigung 
euerer Bedürfnisse, und eine lange versiegt gewesene Quelle des Transito oͤffnet. Die 
oͤsterreichische Regierung nahm freilich im Jabhre 1780 keinen Anstand, euere Han- 
dels= und Gewerbs-Interessen den Böbmischen und Mährischen Fabrikanten aufju- 
opfern, und Hätten die Deputirten eueres Haudelsstandes damals dem Einflusse der 
dabei interesstrten Wiener Grossen nicht ausser Gründen noch andere Mittel entgegen- 
gesetzt, so würde schon die Tariff von 1780 über euern Handel unb euern Wohlstand
	        
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