Nr. 139. 1917. 985
(3) Bekanntmachung vom 7. August 1917, betreffend den Mangel an Gummi-
saugern und Ratschläge für die Säuglingsernährung.
Die gegenwärtige Knappheit der Gummivorräte bedingt, daß trotz aller Be-
mühungen der zuständigen Stellen der volle Bedarf der Bevölkerung an
Gummisaugern nicht befriedigt werden kann. Es sind zwar Ersatzmittel ver-
schiedener Art im Handel, allein ihnen haften meistens solche Mängel an, daß
sie zur Säuglingsernährung nicht geeignet erscheinen und jedenfalls zurzeit
nicht allgemein empfohlen werden können. Immerhin ist zu hoffen „daß es den
vielseitigen Bemühungen der Fabrikanten gelingen wird, noch brauchbare Ersatz-
sauger herzustellen. -
Schädigungen der Säuglinge werden durch den Mangel an Gummisaugern
und geeigneten Ersatzsaugern aller Wahrscheinlichkeit nach nicht entstehen; ist es
doch in früheren Zeiten auch möglich gewesen, Säuglinge ohne Zuhilfenahme
von Gummisaugern zu ernähren. Höchstens bedingt das Fehlen der Gummisauger
bei der Säuglingsernährung mehr Umstände und mehr Sorgfalt seitens der
Mütter und Pflegerinnen.
Von dem Bestreben geleitet, eine möglichst gute Ernährung der Säug-
linge auch unter den obwaltenden Schwierigkeiten sicher zu stellen, gibt das unter-
zeichnete Ministerium folgende Anregungen, deren Verbreitung durch die Tages-
presse dringend erwünscht ist.
1. Alle Arzte und Hebammen sollten die ihrer Fürsorge unterstehenden
Wöchnerinnen nachdrücklichst dazu anhalten, daß sie ihre Säuglinge
an der Brust ernähren. Nur in äußersten Notfällen darf den Müt-
tern das Unterlassen und die Beendigung des Stillens geraten wer-
den. Schwierigkeiten beim Stillen können mit Hilfe erfahrener Kinder-
ärzte überwunden werden. Wo wirtschaftliche Verhältnisse das Stillen
der Mütter erschweren, sind Mittel und Wege zu versuchen, die Ver-
hältnisse zu bessern. Zu diesem Behufe sollten Arzte und Hebammen
sich mit den zuständigen Behörden, mit Krankenkassen, mit freiwilli-
gen Organisationen der Säuglingspflege, mit dem geschäftsführenden
Ausschusse für Säuglingsfürsorge und Kleinkinderschutz (Alexandra-
werk) in Schwerin in Verbindung setzen, damit sie Mittel zur Unter-
stützung der Wöchnerinnen zur Verfügung stellen.
2. Alle noch in Haushaltungen vorhandenen entbehrlich gewordenen
Gummisauger sollten den bedürftigen Säuglingen zur Verfügung ge-
stellt werden. Das Alexandrawerk hat eine dahin gehende Aufforde-
rung in den gelesensten Zeitungen veröffentlicht. Zweckmäßigerweise
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