Full text: Großherzoglich Sachsen Weimar-Eisenachisches Regierungs-Blatt aufs Jahr 1821. (5)

unteren Thälle bestimmt für die Ketten- 
sträflinge, d. h. für diejenigen, welche auf 
Lebenszeit verurtheilt aous der bürgerlichen 
Gesellschaft ausscheiden; der obere Theil des- 
felben wird, ganz abgefonderk, nur 
polizepylichen Zwecken gewidmet — z. B. 
der zeitigen Detention von Vagabunden, 
der Versorgung solcher Unglücklicher, welche 
jeet unter dem Namen der Pfleglinge mit 
den Züchtlingen zusammen leben. 
Ohne sich über das Einzelne der Aus- 
führung schon zu entscheiden, haben Se. K. 
H. der Großherzog noch zur Zeit, dem 
dritten Plane den Vorzug gegeben, weil 
a) die Verlegung des Zuchthauses nach 
Blankenhayn sehr bedeutende Kosten 
sowohl bey der ersten Einrichtung, als 
bey der Administration verursachen wür- 
de, anderer, von dem getreuen Land- 
tage selbst aufgestellten Bedenklichkeiten 
gar nicht zu erwéhnen, und weil 
b) aus dem hiesigen Zuchthause eine tüch- 
tige, ihrem Zwecke und den ersten An- 
sordernissen genügende Strafanstalt eben- 
falls nur mit grosem Kostenaufwand 
und selbst mit diesem kaum gemacht 
werden könnte. 
Auf diesen Thatsachen und diesen Gründen 
beruhen die Anträge, welche durch das Decret 
vom 154ten December vorigen Jahres an den 
getreuen Landtag gelangt sind, nämlich 
1) der Antrag, daß ein Deficit von 2747. 
rthlr. 4 gr. 0 pf. Conv. Geld #der 2216 
rthlr. 7 gr. 1,1,2. pf. Current-Geld in der 
Baukasse zu Eisenach gedeckt werden 
möchte; 
2) der Antrag, daß zur Ausführung des 
oben herausgehobenen Planes, vorbehält- 
lich jedoch der weitern Prüfung und der 
weitern Entschlüsse, in dem Zeitraume von 
3. Jahren roooo thlr. verwilligt werden 
möchten; 
3) der Antrag, daß so lange die jebzige 
Einrichtung noch besteht, für den jährli- 
297 
chen, muthmaßlichen Aufwand in be##- 
Zuchthause hier und in dem Zuchthaufse 
(Strafarbeitshause) zu Eisenach 600. 
ethlr. in den Etat der Haupt-Land- 
schafftskasse gestellt werden möchten. 
Der getrene Landtag erklärte sich hierauf 
unterm roten vorigen Monats: 
adl) abfällig, weil er die Errichtung 
besonderer Iwangsarbeitsháu= 
ser, wenigstens für jetzt, nicht als wün- 
schenswerth ansehe; 
d 2) in dem Wunsche, daß zu Eise- 
nach, neben dem Zuchthause, nur noch 
ein Arbeitshaus für den Eisenachi- 
schen Kreis sammt Zubeher errichter, 
daß das hiesige Zuchthaus, in dem un- 
tern Stock für die Ketten= Sträflinge, 
in dem obern Stock, zum Strafarbeits- 
haus des Weimarischen Kreises bestimmt, 
daß ihm endlich vor einer Verwilligung 
hierzu noch ein ausgeführter Plan und 
Anschlag mitgetheilt werde; 
ad 3) in der Behauptung, daß für 
den Aufwand in den Zuchthaͤusern 5000 
rthlr. jaͤhrlich zureichend seyen, noͤthi- 
genfalls aber der Reserve-Fonds aus- 
helfen könne. 
Ehe die Sache Sr. K. H. dem Groß- 
herzog zu einer Schluß fassung vorge- 
legt werden kann, glaubt das Großherzogl. 
Staats-Ministerium, mit höchster Zustim- 
mung, Folgendes bemerken zu mussen: 
I. Wenn der getreue Landtag annimmt, 
daß die in dem Decrete vom röten Oecem- 
ber 1820. zur Verwilligung ausgesetzte Sum- 
me von 2147 rtthlr. 4 gr. 9 pf. und die 
nebenbey erwähnten boo rihlr. zur Herstel- 
lung des ZJwangésarbeitshauses (einer 
bros pollzeylichen Anstalt, auf welche man, 
jetzt erst weiter unten kommen wird) ver- 
langt worden sepen: so ist dieses ein offen- 
bares Mißverständniß. In dem angeführten 
Decrete ist durchaus nicht von dem Zwangs- 
arbeitShause, sondern nur von dem Straf-
	        
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