Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach auf das Jahr 1846. (30)

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Wenn mehre bei einem Funde gegenwaͤrtig gewesen sind, so muß im 
Falle eines daruͤber entstehenden Streits die Person des eigentlichen Finders 
nach den im allgemeinen Preußischen Landrechte Theil I, Tit. IX, §.. 9 
bis 13 aufgestellten Grundsätzen 
D„Wer eine herrenlose, dem Staate nicht vorbehaltene Sache wirklich in seine 
Gewalt bringt, der wird von dem Augenblicke an, da Solches geschieht, Eigen- 
thümer der Sache g. 9. — Absicht und bloßes Bestreben aber, sich eine her- 
renlose Sache zuzueignen, ist zur Erwerbung des Eigenthumes derselben noch 
nicht hinreichend §. 10. — Wer selbst noch kein Kecht auf oder zu einer Sache 
erlangt hat, ist einem Andern die Besitergreifung zu untersagen nicht befugt 
. 11. — Wer einen Andern in seinen zur Besitzergreifung gemachten Anstalten 
durch unerlaubte Handlungen stört, der kann selbst die Sache nicht in Besitz 
nehmen §. 12. — Ein gleiches gilt gegen den, welcher den Andern, um ihn an 
der Besitzergreifung zu hindern, in seiner Freiheit zu handeln ohne Recht ein- 
schränkt §. 13./ 
ausgemittelt werden (S. 67). 
Bleibt nach diesen Grundsätzen die Person des eigentlichen Finders noch 
zweifelhaft, so kommen die Rechte des Finders allen denjenigen zu, welche, 
die Sache in Besitz zu nehmen, sich zu gleicher Zeit bestrebt haben (S. 68). 
Haben Mehre den Besitz der gefundenen Sache zugleich ergriffen, oder 
müssen Mehre, weil die Person des eigentlichen Finders nicht hinlänglich aus- 
gemittelt werden kann, dafür angenommen werden, so gebührt dennoch diesen 
mehren Findern zusammen nur eben der Antheil und eben die Belohnung, 
welche dem einzelnen Finder zugestanden ist (C. 69). 
Wer die Anzeige eines von ihm geschehenen Funds über drei Tage ver- 
zögert, macht sich der Belohnung verlustig (s. 70). 
Wer den Fund über vier Wochen verschweigt, hat noch außerdem die 
Vermuthung, daß er unredlicher Besitzer sey, gegen sich (S. 71). 
Wer auf außergerichtliches, von dem Verlierer, oder in seinem Namen, 
an ihn ergangenes Befragen, den Fund ganz oder zum Theil ablengnet, ist 
ein unredlicher Besitzer. (Allgemeines Preußisches Landrecht das. F. 72.)
	        
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