Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen auf das Jahr 1906. (90)

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Nunmehr kann man entweder das Herz herausschneiden und weiter unter— 
suchen, darauf die Lungen und endlich die Halsorgane nebst Speiseröhre und 
Brustschlagader vornehmen, oder man beginnt in der später anzugebenden Weise 
mit der Untersuchung der Halsorgane, nimmt dann diese im Zusammenhange 
mit sämtlichen Brustorganen heraus und trennt nun erst je nach Bedürfnis die 
einzelnen Organe ab, um sie weiter zu untersuchen, oder man nimmt die weitere 
Untersuchung vor, ohne den Zusammenhang der Teile aufzuheben. 
Hat man das Herz abgetrennt, so kann man die Schlußfähigkeit der 
Schlagaderklappen durch Aufgießen von Wasser prüfen, doch muß man dabei 
sehr vorsichtig zu Werke gehen, um nicht Täuschungen zu unterliegen. In 
jedem Falle müssen die Schlagadermündungen aufgeschnitten und der Zustand 
ihrer Klappen ebenso wie derjenige der Vorhofkammerklappen geprüft werden. 
Es folgt die Feststellung der Beschaffenheit des Herzfleisches nach Größe (Dicke), 
Farbe und Aussehen; entsteht dabei die Vermutung, daß Veränderungen des 
Muskelgewebes, z. B. Fettentartung desselben, in größerer Ausdehnung vor— 
handen seien, so ist jedesmal eine mikroskopische Untersuchung zu veranstalten. 
Besondere Aufmerksamkeit ist den Kranzgefäßen zu schenken, welche zu 
eröffnen und in bezug auf Lichtung und Wandbeschaffenheit zu untersuchen sind. 
An die Untersuchung des Herzens schließt sich die der größeren Gefäße, 
mit einziger Ausnahme der absteigenden Aorta, welche erst nach den Lungen zu 
prüfen ist. 
Bei plötzlichen Todesfällen empfiehlt es sich, vor der Herausnahme des 
Herzens die Lungenschlagader von der rechten Kammer aus zu eröffnen, um 
auf etwaige Verstopfungen derselben (durch Embolie) zu fahnden. 
Die genauere Untersuchung der Lungen setzt ihre Herausnahme aus der 
Brusthöhle voraus. Dabei ist jedoch mit großer Vorsicht zu verfahren und 
jede Zerreißung oder Zerdrückung des Gewebes zu vermeiden. Sind aus— 
gedehntere, namentlich ältere Verwachsungen vorhanden, so sind dieselben nicht 
zu trennen, sondern es ist an dieser Stelle das Rippenbrustfell mit zu ent— 
fernen. Nachdem die Lungen herausgenommen sind, wird noch einmal sorgsam 
ihre Oberfläche betrachtet, um namentlich frischere Veränderungen, z. B. die 
Anfänge entzündlicher Ausschwitzung, nicht zu übersehen. Sodann werden Luft— 
gehalt, Farbe und Konsistenz der einzelnen Lungenabschnitte angegeben, endlich 
große glatte Einschnitte gemacht und die Beschaffenheit der Schnittflächen, der 
Luft-, Blut- und Flüssigkeitsgehalt, der etwaige feste Inhalt der Lungenbläschen,
	        
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