Das deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Februar 23.—25.) 41
eine Mir vom Himmel gesetzte auffasse, daß Ich im Auftrag eines Höheren,
dem Ich später einmal Rechenschaft abzulegen habe, berufen bin. Deshalb
kann Ich Sie versichern, daß kein Abend und kein Morgen vergeht ohne
ein (Gebet für Mein Volk und speziell ein Gedenken an Meine Mark Bran-
denburg.
Nun, Brandenburger! Ihr Markgraf spricht zu Ihnen, folgen Sie
Ihm durch Dick und Dünn auf allen den Wegen, die Er Sie führen wird!
Sie können versichert sein, es ist zum Heil und zur Größe unseres Vater-
andes.
In dieser Gesinnung rufe Ich: Es lebe die Provinz Brandenburg,
hurra! hurral zum drittenmal hurra!“
Bei dieser Gelegenheit dankt der Kaiser dem Freiherrn
v. Manteuffel in sehr gnädiger Weise für die Entschiedenheit,
mit der er in Sachen des Artikels „Ein ernstes Wort zur Lage“
Schulter an Schulter mit Herrn v. Helldorf die Aktion geführt
habe.
23. Februar. (München.) Reichstagsabgeordneter v. Voll-
mar spricht in einer Versammlung der sozialdemokratischen
Partei über „die Arbeiterschutzgesetze vom Standpunkte der Re-
gierung und von dem der Sozialdemokratie“, worin er erwähnt,
daß der bekannte kaiserliche Erlaß von den Arbeitern mit freudiger
Ueberraschung aufgenommen worden sei. Aber von dem Erlasse
sei so viel wie nichts verwirklicht worden, und mächtiger als der
hohe Wille habe sich die Allianz der Bureaukratie mit dem Kapital
erwiesen.
23. Februar. Die Berliner Staatsanwaltschaft verklagt das
„Deutsche Tageblatt“ wegen eines Gedichts, in dem es heißt:
„Wo ist der Mund, der Richter niederwettert,
Wo ist die Faust, die diesen Wicht zerschmettert?“
24. Februar. (Reichstag.) In der Budget-Kommission
hält der Staatssekretär Admiral Holtmann eine längere Rede,
die erhebliche Vergrößerung der Marine in Aussicht stellt. Die
Kommission lehnt einen Teil der Forderungen mit großer Majo-
rität ab.
25. Februar. (Straßburg.) Der Statthalter hält eine
Rede an den Landesausschuß, in der er den loyalen Sinn der Be-
völkerung rühmt und fortfährt:
„Damit ist aber die Frage nicht erledigt. Es handelt sich — abge-
sehen von dem größeren oder geringeren Vertrauen in die Absichten unserer
westlichen Nachbarn — auch um die Stimmungen und Beziehungen zwischen
dem Reichslande und dem Reiche. Es gab eine Zeit, wo diese gestört waren.
Auf diese Zeit sind die Maßregeln zurückzuführen, die auf dem Lande ge-
lastet haben und teilweise noch jetzt lasten. Fürst Bismarck, der jene Maß-
regeln veranlaßt hatte, wurde dabei nicht bloß von polizeilichen Motiven