Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Zwölfter Jahrgang. 1896. (37)

84 Fas Veutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Juni 18.—19.) 
lange in Dankbarkeit seinen hohen Chef verehren zu dürfen, und mit der 
Versicherung der vollkommenen Hochachtung Ew. königlichen Hoheit freund- 
williger 
Neues Palais, 16. Juni 1896. 
Wilhelm K.“ 
18. Juni. Einweihung des von den Kriegervereinen er- 
richteten Kaiser Wilhelm-Denkmals auf dem Kyffhäuser durch 
den Kaiser und die Bundesfürsten. 
Das Denkmal ist errichtet aus freiwilligen Beiträgen der Deutschen 
Kriegervereine, von denen Deputationen (17000 Mann stark) an der Feier 
teilnehmen. Der Kaiser wird begrüßt durch die Ansprache des Vorsitzenden 
des Deutschen Kriegerbundes Gen. d. Inf. v. Spitz und den Schriftführer 
des Denkmalausschusses Prof. Westphal. Er erwidert hierauf: „Freudig 
bewegten Herzens stehe Ich mit Meinen erhabenen Bundesgenossen heute 
in Ihrer Mitte, um dem Denkmale die Weihe zu geben, welches Hundert- 
tausende von alten Kriegern aus allen Gauen Deutschlands in einmütigem 
Zusammenwirken dem Andenken an Meinen erhabenen Herrn Großvater, 
des Kaisers und Königs Wilhelm I. Majestät, auf diesem sagenumwobenen 
Berge gewidmet haben: der würdige Schlußstein für die Gedenkfeier der 
Siegestage des großen Krieges. Ich danke allen, welches dieses unvergleich- 
liche Werk erdacht, gefördert und vollendet haben, an erster Stelle dem 
durchlauchtigsten Landesherrn, welcher es unter Seinen besonderen Schutz 
zu stellen geruht hat. Ich weiß, daß die Erinnerung an den Großen Kaiser 
von denen bis zum letzten Atemzug heilig gehalten werden wird, welche 
Seinen sieggekrönten Fahnen folgen und mit Ihm für die Einigung des 
geliebten Vaterlandes Leben und Blut einsetzen durften. Solcher Gesinnung 
ist dies Denkmal ein unvergängliches Wahrzeichen; die ihm zugewiesene 
Aufgabe ist aber eine noch höhere, edlere: den kommenden Geschlechtern soll 
es ein Mahnzeichen sein, einig und treu zu bleiben in der Hingebung an 
Kaiser und Reich, an Fürst und Vaterland; festzuhalten an dem, was 
das Vaterland groß gemacht hat; Deutschlands Ehre und Wohlfahrt höher 
zu stellen als alles irdische Gut. Wenn in dem deutschen Volke der Geist 
lebendig bleibt, aus dem dieses Denkmal erschaffen ist — und dazu erflehe 
Ich den Segen des Allmächtigen — dann wird das Vaterland allen Stürmen, 
welche die Zukunft heraufführen mag, mit unerschütterlichem Vertrauen ent- 
gegensehen können, dann wird auch das heute aufgerichtete Wahrzeichen die 
Frucht tragen, welche seine Stifter erhofft und ersehnt haben. Mit wahrer 
Befriedigung habe Ich das erneute Treugelöbnis Meiner alten Krieger ent- 
gegengenommen, von denen Ich weiß, daß ihnen der Wahlspruch: Mit Gott 
für Kaiser und Reich kein leerer Schall ist. Möge solche Gesinnung die 
Kriegervereine durchdringen bis in die fernste Zukunft und herausgetragen 
werden aus ihnen in die weitesten Kreise des Volkes. — Möge es dem 
deutschen Volke nie an Männern fehlen, welche in Treue, Opferwilligkeit 
und Vaterlandsliebe denen gleichen, welche dem Großen Kaiser dienen und 
dadurch zur Vollendung Seines Lebenswerkes, der Wiederaufrichtung des 
Reiches, mitwirken durften. Das walte Gott.“ 
(Val. Roloff, Die Deutschen Kriegervereine, Preuß. Jahrb. Bd. 85 
S. 124.) 
18. Juni. Der Kaiser reist vom Kyffhäuser nach Kiel. 
19. Juni. (Reichstag.) Zweite Lesung des Bürgerlichen 
Gesetzbuches. Antrag Richter auf Verschiebung der Beratung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.