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Fünftes Buch.
Erbrecht.
Erster Abschnitt.
Erbfolge.
§. 1922.
Mit dem Tode einer Person (Erbfall) geht deren Vermögen (Erbschaft) als
Ganzes auf eine oder mehrere andere Personen (Erben) über.
Auf den Antheil eines Miterben (Erbtheil) finden die sich auf die Erbschaft
beziehenden Vorschriften Anwendung.
§. 1923.
Erbe kann nur werden, wer zur Zeit des Erbfalls lebt.
Wer zur Zeit des Erbfalls noch nicht lebte, aber bereits erzeugt war, gilt
als vor dem Erbfalle geboren.
§. 1924.
Gesetzliche Erben der ersten Ordnung sind die Abkömmlinge des Erblassers.
Ein zur Zeit des Erbfalls lebender Abkömmling schließt die durch ihn mit
dem Erblasser verwandten Abkömmlinge von der Erbfolge aus.
An die Stelle eines zur Zeit des Erbfalls nicht mehr lebenden Abkömmlinges
treten die durch ihn mit dem Erblasser verwandten Abkömmlinge (Erbfolge nach
Stämmen).
Kinder erben zu gleichen Theilen.
§. 1925.
Gesetzliche Erben der zweiten Ordnung sind die Eltern des Erblassers und
deren Abkömmlinge.
Leben zur Zeit des Erbfalls die Eltern, so erben sie allein und zu gleichen
Theilen.
Lebt zur Zeit des Erbfalls der Vater oder die Mutter nicht mehr, so treten
an die Stelle des Verstorbenen dessen Abkömmlinge nach den für die Beerbung in
der ersten Ordnung geltenden Vorschriften. Sind Abkömmlinge nicht vorhanden, so
erbt der überlebende Theil allein.
§. 1926.
Gesetzliche Erben der dritten Ordnung sind die Großeltern des Erblassers und
deren Abkömmlinge.
Reichs- Gesetzbl. 1896. 78